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[Deutschland] Anlässlich des Muttertages haben wir zum Thema recherechiert und sind erstaunt, wie unterschiedlich "Familie" interpretiert wird. In erster Linie versteht man bei uns zulande die bürgerliche Gemeinschaft von Eltern mit Kindern. Doch schon, wenn zusätzlich im Haushalt lebende Verwandte wie Oma oder Opa dazu kommen, wächst sie sich aus zur Großfamilie. Familienhaftpflichtversicherungen berücksichtigen allerdings auch kinderlose Paare und nichteheliche Lebensgemeinschaften - mit und ohne Nachkommenschaft.

Alleinstehende, die nur noch Bruder und Tante haben, bezeichnen sich ebenfalls als Familie - zumindest an Weihnachten. Last but not least gibt es seit einigen Jahren noch die "Regenbogenfamilien" mit zwei gleichgeschlechtlichen Partnern sowie die typischen Alleinstehenden mit Kind/ern.

Versuche, den Hort unserer Geborgenheit oder die Quelle allen Unglücks zu umreißen

• Beim Statistischen Bundesamt (Destatis.de) findet man unter der Überschrift "Gesellschaft und Umwelt > Bevölkerung > Demografischer Wandel > Familien" die Information, dass Familien zu 11 % zurückgegangen sind in den letzten 20 Jahren. Dabei sind "Personen in Elternschaft" gemeint: KLICKmal.

• Die Broschüre des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (bmfsfj.de) aus dem Jahr 2021 beleuchtet im "Monitor Familienforschung" die Entwicklung über sogenannte "Handlungsfelder" und verschiedene Lebenssituationen auf etwa 70 Seiten: KLICKmal.

• Unglaublich aber wahr: Im Blog von Dextro-Energen (Traubenzuckerwürfel) wird umfassende Lebensberatung u.a. für die Familie geliefert - in allerbester, werbend idealisierter Form:
  https://dextro-energy.com/search?type=product%2Carticle&options[prefix]=last&q=Familie*
  Ansonsten geht es hauptsächlich dort um Konzentration und Sport, gepushed mit Dextrose, elegant Kohlenhydrate genannt... *grumpf*

• Wer das Ganze nicht umständlich intellektuell ergründen will, postet wahrscheinlich zum Thema Familie einfach ein romantisiertes Bildchen in seiner bevorzugten Internetecke und wendet sich dann wie immer dem Kuchenessen mit seinem Besuch zu.

Die typische Familie ist inzeniertes Drama, das mit einem Idealtraum beginnt

Erst die Hochzeit in weiß, dann das knuddelige Baby. Doch nach ein paar Jahren nerven ein zu bewältigendes Schulsystem und vielleicht manche Eifersüchteleien, wenn Kind 2 die Dreisamkeit beginnt zu stören. Der erhöhte Finanzbedarf (Urlaub nur noch in teuren Schulferienzeiten) bedingt beim Ernährer nun die eine oder andere Überstunde im Job.

Die andere Erwachsenenhälfte fühlt sich jetzt oft alleingelassen zwischen Haushalt und Touren zum Gitarren-Schwimm-Reit-Unterricht oder ist ebenfalls gezwungen, für den Lebensunterhalt mit arbeiten zu gehen.

Der Traum ist also nach sieben, spätestens 10 Jahren ausgeträumt. Es beginnt die Zeit des Versorgens von großen Kindern (Auto / Studium, eigene Wohnung etc.) oder das genüßliche weltweite Herumreisen von Paaren - bis zu dem Moment, an dem die eigenen Eltern hilfsbedürftig werden.

Was folgt, sind irgendwann Nachlassverwaltung und / oder Erbstreitigkeiten plus gnädig zur Verfügung gestellte Enkelkinder für oberlustige Urlaube am Nordseestrand oder im Mittelgebirge zum Schlitten fahren.

Wenn diese größer werden und lieber mit Kumpels und Freundinnen unterwegs sind, stellt man sich um von Familie auf Verein. Dort kommt man für einen kleinen Jahresbetrag gut unter und darf sich "ehrenamtlich" betätigen, strukturiert mithelfen und sich so lange gebraucht fühlen, bis man zu wackelig wird fürs Alleineleben.

Am Ende erwartet einen wahrscheinlich der ewig gleiche Blick aus dem Zimmer eines Altersheims, die vorsortierte Pillenschachtel auf dem letzten Schänkchen von Zuhause, täglich fade magenschonende Diät und einmal pro Woche Seniorengymnastik.

Was vergessen...?

Gut zu wissen

Mit Kohorte ist bei Destatis nicht die militärische Einheit im Römischen Reich gemeint, die aus rund 500 Soldaten als Teil einer Legion bestand. Der Begriff wird u. a. in der Soziologie / Medizin verwendet für eine vergleichbare Gruppe von Menschen ;-)

Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de