[Deutschland] Aus Protest gegen das Verfeuern von Holz in Kraftwerken entrollten Aktivist*innen von ROBIN WOOD und Biofuelwatch am 21. Oktober 2025 auf dem Teufelsberg über den Baumwipfeln des Berliner Grunewalds ein 20 Meter langes Banner mit der Aufschrift: „Berlin, save the future! Don’t burn our forests!“ („Berlin, rette die Zukunft! Verfeuere unsere Wälder nicht!“).
Die Klimaschützer*innen fordern den Stopp aller Kraftwerksprojekte zum Verfeuern von Waldholz und Altholz in Berlin. Stattdessen solle die Stadt alternative Technologien wie Großwärmepumpen, Geothermie, Abwärmenutzung sowie Effizienzmaßnahmen und Speicherlösungen fördern.
Die Verbrennung von Frisch- und Altholz für die Fernwärme schadet Klima, Wäldern und öffentlichen Finanzen. Dennoch will das Land Berlin die Holzverbrennung in Kraftwerken stark ausweiten. So soll auf dem Gelände des gegenwärtigen Kohlekraftwerks Reuter West ein neues Holzheizkraftwerk von den Berliner Energie und Wärme (BEW) gebaut werden. In der Gradestraße im Stadtteil Neukölln will die Berliner Stadtreinigung (BSR) ein Altholzkraftwerk neu bauen. BEW und BSR sind beide landeseigene Unternehmen.
„Was Berlin plant, ist keine Wärmewende – es ist der Brandbeschleuniger einer ökologischen Katastrophe. Die Weltstadt Berlin ist damit auf dem besten Weg, zum globalen Negativbeispiel für misslungene Klimapolitik zu werden. Die Dystopie zerstörter Zivilisation, die dieser sehr bekannte ‚lost place‘, eine verlassene Abhörstation auf dem Teufelsberg, repräsentiert, kann die gelebte Wirklichkeit unserer Enkel werden. Das müssen wir verhindern und dafür dringend unsere Wälder schützen!“, fordert Jana Ballenthien, ROBIN WOOD-Waldreferentin.
„Berlin kann und muss besser sein!“, ergänzt Luzie Arndt von Biofuelwatch. „Mit jeder neuen Holz-Heizanlage verbaut Berlin seine Chance auf eine echte, ökologische Wärmewende. Die Schäden wären nicht mehr rückgängig zu machen. Diese Politik ist ein Rückfall in fossiles Denken mit grünem Anstrich. Das haben inzwischen auch andere Städte wie Hamburg und Leipzig erkannt und haben Abstand von der Holzverbrennung genommen.“
Holzverbrennung produziert CO2-Emissionen, die erst nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten wieder im Wald gebunden würden – falls sich der von Dürren gebeutelte Wald in Deutschland überhaupt erholt und unter den neuen klimatischen Bedingungen noch entsprechend wächst. Der wertvolle Rohstoff Holz ist knapp. Ihn in großen Mengen in Kraftwerken zu verheizen, bringt das Ökosystem Wald zusätzlich unter Druck.
Auch das Verfeuern von Altholz ist keine Lösung. Ein großer Teil unseres Altholzvorkommens könnte besser stofflich verwendet werden, etwa in Holzfaserdämmplatten. Durch den wachsenden Verbrauch von Holz zum Heizen steigt jedoch die Konkurrenz zur stofflichen Nutzung. Die Folge: Die Holzwerkstoffindustrie greift vermehrt auf Frischholz aus dem Wald zurück anstatt Altholz zu verwenden.
Einmal gebaute Heizkraftwerke werden jahrzehntelang betrieben – mit den damit verbundenen Emissionen und Folgekosten – und blockieren den sozial-ökologischen Wandel. Die Kosten für Holz werden steigen und stellen ein wachsendes wirtschaftliches Risiko dar.
Die Gelder, die heute in große Biomasse-Kraftwerke und in die Beschaffung von Millionen Tonnen Holz gesteckt werden, fehlen für Klimaschutzmaßnahmen, Energieeinsparung, echte Erneuerbare und eine sozial gerechte Wärmeplanung.
Gut zu wissen
Der „Internationale Aktionstag gegen das Verfeuern von Holz“ findet seit einigen Jahren am 21. Oktober statt. Weltweit machen Umweltgruppen an diesem Tag auf die zerstörerischen Folgen der industriellen Holzverbrennung aufmerksam – für Wälder, Artenvielfalt und das Klima. Sie fordern eine Begrenzung der Nutzung von Holz zur Energiegewinnung und stattdessen echte Klimaschutzmaßnahmen.
ROBIN WOOD fordert konsequenten Schutz der Wälder und eine echte Energiewende. Die Umweltorganisation ruft zu verstärktem Engagement für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen auf. Angesichts der fortschreitenden Klimakrise und des anhaltenden Verlusts von Biodiversität fordert der Verein eine konsequente Abkehr von fossilen Energien und den sofortigen Stopp der industriellen Waldzerstörung.
Die Organisation setzt sich seit über 40 Jahren mit kreativen, gewaltfreien Aktionen für Umweltgerechtigkeit ein. Aktuell liegt der Fokus auf dem Schutz alter Wälder vor Rodung und Flächenversiegelung, dem Ausbau dezentraler, erneuerbarer Energiequellen und der Förderung nachhaltiger Mobilitätskonzepte.
Die Umweltorganisation Biofuelwatch weist darauf hin, dass die großindustrielle Nutzung von Biomasse und Biokraftstoffen erhebliche ökologische und soziale Risiken mit sich bringt. Die Verbrennung von Holzpellets und die Ausweitung von Energiepflanzen führen zu zusätzlichem Holzbedarf, zu Landnutzungsdruck, zu Verlusten an Biodiversität und können die Klimaziele unterlaufen, wenn CO2-Reduktionen nur auf dem Papier erzielt werden.
Biofuelwatch arbeitet seit Jahren an der Aufdeckung der ökologischen Folgen industrieller Bioenergie und kooperiert international mit Umweltorganisationen, lokalen Initiativen und Wissenschaftlerinnen, um alternative, wirklich nachhaltige Szenarien für die Energiewende zu fördern.
Quellen: Robin Wood - www.robinwood.de und Biofuelwatch - www.biofuelwatch.org.uk





















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