Teilnehmer der Exkursion (c) BUND
[Vogelsberg] Bei einer geführten Exkursion rund um die Niddaquelle informierte der BUND Vogelsberg über das Naturschutzgroßprojekt im Vogelsberg. Geschäftsführer des Projekts, Johannes Euler erläuterte Maßnahmen zur Pflege artenreicher Bergmähwiesen sowie zur Wiedervernässung des Hochmoors, u. a. durch den Einsatz von Spundwänden. Die ökologische Funktion des Moors soll wieder hergestellt werden – mit positiven Effekten für Artenvielfalt und Klimaschutz.
Die Exkursion bot nicht nur fachliche Einblicke, sondern auch die Gelegenheit, die landschaftliche Vielfalt des Vogelsbergs zu erleben – von artenreichen Wiesen bis zu sensiblen Feuchtgebieten. Das Projekt ist Teil eines umfassenden Naturschutzkonzepts, das regionale Biodiversität und Klimaschutz miteinander verbindet.
Gut zu wissen: Das Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg
Im Vogelsberg wird seit 2015 eines der größten Naturschutzvorhaben Hessens umgesetzt. Das vom Bundesumweltministerium, dem Land Hessen und dem Vogelsbergkreis geförderte Projekt zielt auf die langfristige Sicherung ökologisch wertvoller Lebensräume. Dazu zählen selten gewordene Bergmähwiesen, naturnahe Gewässer, extensiv genutzte Weideflächen und anderes mehr.
Das Projektgebiet umfasst zurzeit rund 92.000 Hektar, wobei die konkreten Maßnahmen in 53 Förderräumen mit insgesamt 7.600 Hektar stattfinden. Ein Schwerpunkt liegt auf der Wiedervernässung des Hochmoors nahe der Niddaquelle im Oberwald.
Auch die Pflege der Bergmähwiesen erfolgt gezielt und wird durch extensive Mahd und Beweidung mit Rindern und Schafen in der Artenvielfalt gefördert. Dort gewonnenes Saatgut wird zur Renaturierung neuer Flächen genutzt. Die Maßnahmen erfolgen in enger Zusammenarbeit mit Landwirt:innen, Kommunen und Fachbehörden.
Die Idee für das großflächige Naturschutzprojekt im Vogelsberg entstand bereits 2010 im Rahmen einer Machbarkeitsstudie, die vom Bundesamt für Naturschutz unterstützt wurde. Ziel war es, die ökologischen Potenziale der Region systematisch zu erfassen und zu prüfen, ob ein Naturschutzgroßprojekt nach den Kriterien der Bundesförderlinie „chance.natur“ möglich wäre.
Die Studie bestätigte: Der Vogelsberg mit seinen extensiv genutzten Bergwiesen, Quellgebieten, Mooren und naturnahen Weideflächen erfüllt die Voraussetzungen für ein solches Vorhaben. Daraufhin wurde das Projekt in die Planungsphase überführt, die von 2015 bis 2020 lief. In dieser Zeit wurden Förderräume definiert, Maßnahmen konzipiert und Landwirt:innen, Kommunen, Naturschutzbehörden sowie Fachinstitutionen mit eingebunden.
Die Umsetzungsphase begann offiziell im Jahr 2021. Seitdem werden die geplanten Maßnahmen schrittweise realisiert bis hin zur Umweltbildung für die Bevölkerung. So ist es nicht nur ein Beispiel für langfristige Naturschutzplanung, sondern auch für die erfolgreiche Verbindung von wissenschaftlicher Analyse, regionaler Beteiligung und praktischer Umsetzung.
Das Projekt gilt als Modell für ähnliche Vorhaben in anderen Regionen. Die operative Umsetzung liegt bei der Wissenschaftlich-Biologischen Station Umweltbildung und Information (WBSUI) mit Sitz in Schotten.
Die WBSUI koordiniert die Maßnahmen, betreut die Flächen und organisiert Öffentlichkeitsarbeit sowie Umweltbildungsangebote. Projektleiter ist Johannes Euler, M.Sc., Umweltwissenschaftler und Landschaftsplaner mit regionaler Verwurzelung. Er steht regelmäßig für Exkursionen, Fachveranstaltungen und Informationen zur Verfügung.
Weitere Informationen: WBSUI – Projektbüro Naturschutzgroßprojekt Vogelsberg Vogelsbergstraße 13, 63679 Schotten und www.naturschutzgrossprojekt-vogelsberg.de
Quelle BUND / Ergänzungen & Zusammenstellung: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de