[Hanau] Als meine Familie Günter Gottlieb kennenlernte, war er "bivi". Also bis vierzig, means: ein paar 30 Jahre alt und zeigte sich wie hier auf den Fotos als munterer, alleinstehender, etwas aus der Form geratener noch junger Mann, der zu allerlei Blödsinn aufgelegt war. Mag sein, dass dazu auch sein gewisses Maß an Alkoholkonsum beitrug. Fakt war, er hatte Spaß daran, öffentlich Kino-Filme vorzuführen und mit Freunden kleine Weinfeste im Hinterhaus zu inszenieren.
Für einen nine-to-five-Job war er seiner Meinung nach nicht geschaffen. Da er Kunst (und so) studiert hatte, machte er sich nach dem Studium daran, die Geschäftswelt als Verleger zu erobern. Diese anfänglich extrem hochtrabenden Pläne musste er allerdings nach einer Weile wieder stoppen: Seine Zweimannklitsche als Verlagsanstalt zu bezeichnen, wurde ihm offiziell untersagt. Und mit seinem Partner hatte er sich bald darauf auch schon wieder entzweit.
Streiten konnte er gut. Ich habe mich u. a. davon beim Sichten seiner Nachlassunterlagen überzeugen können: Unzählige Rechtsanwaltbriefe aus vergangenen Jahren werden jetzt geschreddert. Doch davon ein anderesmal mehr...