[Deutschland - Erfde/Wacken] Tausende Festivalbesucher:innen gelangen beim diesjährigen Wacken Open Air über eine rund 200 Meter lange Teststrecke aus Bodenschutzmatten aus Moorpflanzen mit darüber verteilten Holzhackschnitzeln von den Zeltbereichen zum Festivalvorplatz. Entwickelt wurde das Material vom Projekt Klimafarm der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein. Diese "Erosionsschutzmatten" bestehen überwiegend aus Pflanzen von wiedervernässten Moorflächen und ersetzen herkömmliche Materialien wie Kunststoff oder Kokosfasern.
Die Ergebnisse des Wacken-Tests werden nach dem Festival ausgewertet. Sollte sich das Produkt bewähren, ist der Weg frei für eine neue Generation ökologischer Bodenschutzlösungen aus Schleswig-Holstein. Künftig können sie überall dort eingesetzt werden, wo temporäre Wege matschfrei und ökologisch befestigt werden müssen – u. a. auf Baustellen, im Uferschutz oder in der Landwirtschaft.
„Wenn unsere Matten tausende Metalheads aushalten, dann schaffen sie es überall“, sagt Dr. Elena Zydek, Projektleiterin der Klimafarm. „Das ist für uns nicht nur ein Probelauf – das ist die große Bühne für unser Produkt, das gemeinsam mit den Partnerfirmen re-natur, Schierbecker und mst-grünfix entwickelt und installiert wurde."
Die Idee für den Praxistest stammt direkt aus dem Projektteam. Der Kontakt zum Festival wurde bewusst gesucht, man wurde mit offenen Armen empfangen. Das Wacken Open Air gehört zu den größten Musikveranstaltungen Europas und setzt zunehmend auf nachhaltige Lösungen. Von einer „Win-Win-Kooperation“ sprechen Thomas Jensen und Holger Hübner, Gründer und Veranstalter des Wacken Open Air. Sie begrüßten zusammen mit der Insa Trede, ihrer Nachhaltigkeitsbeauftragten, Bundesumweltminister Carsten Schneider und Landesumweltminister Tobias Goldschmidt auf dem Gelände, die den den experimentellen Pfad am 31. Juli 2025 besichtigten.
„Mit unseren Matten machen wir das Moor wirtschaftlich sichtbar und nutzbar – und helfen zugleich, den Boden zu schützen und CO₂ zu binden“, so Zydek. Denn über 90 Prozent der deutschen Moore sind trockengelegt mit den Folgen, dass Treibhausgase entweichen und die Böden schrumpfen. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein renaturiert seit 1978 Moorflächen durch das Entfernen von Drainagen, Schließen von Gräben und den Bau von Dämmen. So entsteht eine Art „XXL-Badewanne“, die das Wasser hält und das Ökosystem Moor zurückbringt.
Die Ernte der Paludikulturen – also Moorpflanzen wie Schilf oder Rohrkolben – erfolgt auf dauerhaft nassen Flächen. Dafür braucht es spezielle Maschinen, die den empfindlichen Boden nicht beschädigen. Die Pflanzen werden im Sommer gemäht und direkt zu nachhaltigen Produkten wie Dämmmaterial oder Bodenschutzmatten verarbeitet. Dadurch wird nicht nur Biomasse gewonnen, sondern es werden dem Boden auch Nährstoffe entzogen, was zusätzlich dem Gewässerschutz und Klimaschutz dient.
Einsatzfelder für Klimamatten
- Festivals und Großveranstaltungen
- Landwirtschaftliche Übergangsflächen
- Uferschutz und temporäre Baustraßen
- Renaturierungsprojekte in Moorregionen
Gut zu wissen
Das seit 2021 laufende Projekt „Klimafarm“ erforscht die Nutzung sogenannter Paludikulturen – natürliche Moorpflanzen wie Rohrkolben oder Schilf – als Grundlage für neue Wertschöpfungsketten. Ziel ist es, wirtschaftliche Perspektiven für Landwirt:innen in Moorregionen zu schaffen, die zugleich zur Renaturierung und zum Klimaschutz beitragen. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein begleitet das Projekt, das vom BMUKN mit über 20 Millionen Euro bis 2031 gefördert wird.
Quellen - Zusammenstellung für HESSENMAGAZiN.de: Brigitta Möllermann und Microsoft Copilot :-)