[Hanau] Schon von weitem ist zu sehen, wer in der Saarstraße 12 vorübergehend das Kommando übernommen hat: Neben der Flagge der Hanau Hafen GmbH, die hier normalerweise weht, ist eine schwarze Fahne mit Totenkopf und zwei gekreuzten Säbeln zu sehen. Für zwei Stunden haben kleine Piraten die städtische Hafengesellschaft besetzt.
14 Kinder sind zur beliebten Piraten-Führung gekommen. „Das ist unser kleines, aber feines Ferienspiel-Angebot“, lässt Hafen-Geschäftsführer Ewald Desch wissen. Sabine Zwick, im normalen Berufsleben Assistentin der städtischen Hafenleitung, empfängt an solchen Tagen die Kinder und einige Erwachsene im Piratenkostüm (auf dem Foto rechts stehend).
Zunächst erzählt sie nicht etwa von der Zahl der gekaperten Schiffe am 950 Meter langen Hafenbecken, sondern von den drei Millionen Tonnen Umschlag pro Jahr in einem der größten deutschen Binnenhäfen und einigem mehr, was die Hanau Hafen GmbH ausmacht.
„Das hätte ich nicht gedacht“, gibt ein mit anwesender Großvater zu, als er vom wirtschaftlichen Stellenwert für Hanau und die Region erfährt. Ebenso überrascht ist er später über die Menge der passierenden Tanklastwagen. 200 bis 300 davon steuern werktags die Saarstraße an, um über die Firma Oiltanking direkt neben der Hafengesellschaft Tankstellen und Betreiber von Ölheizungen zu beliefern.
Im Hof der Hafen GmbH tragen die meisten Kinder Piratenkostüme und treten in zwei Gruppen gegeneinander an. Sabine Zwick hat sich dafür verschiedene Wettspiele einfallen lassen. So gewinnt z. B. die Mannschaft, die am schnellsten Wasser per Becher aus einem gefüllten zu einem zunächst leeren Eimer bringt. Und der es am häufigsten gelingt, im Zweikampf den jeweiligen Gegenüber mit einer Badenudel wie beim Fechten vom Holzsockel zu stoßen. Oder die es vermag, die meisten auf einer Mauer postierten Papierschiffchen aus fünf Metern mit einer Wasserspritze zu Boden zu befördern.
Auf den Wettkampf folgt ein Piraten-Gruppenfoto. Das Besondere daran ist, dass die Kinder dabei eine „Skorbut-Prüfung“ absolvieren müssen, weil echte Piraten bekanntermaßen unter Vitamin-C-Mangel leiden. Diese besteht in einer geballten Vitamin-C-Zufuhr durch den Biss in eine Zitrone.
Nachdem der saure Geschmack im Mund geschwunden ist, bietet Zwick eine Schatzsuche an. Auf einer Umgebungskarte hat sie eingezeichnet, wo die zu findende Truhe versteckt ist. Der Weg führt an der Saarstraße mit ihren Anliegerfirmen entlang bis fast zu Hafenspitze. Dort irgendwo in den Baustoff-Haufen von Rhenus ist der Schatz zu bergen.
In einer Kiesaufschüttung finden die Kinder die blaue Truhe. Darin sind Belohnungen für die Schatzsucher enthalten: Schildmütze, Malbuch, Buntstifte samt Spitzer, Süßes und eine Freikarte für das Heinrich-Fischer-Bad.
Quelle: Hanau