Birsteiner Kinder überreichen Landwirten Ideen zur Rehkitzrettung (c) TiNa
[Birstein - Vogelsberg] Schätzungen zufolge kommen bei der Heuernte bundesweit jedes Jahr 400.000 junge Rehe ums Leben. Auch andere Jungtiere, die die hohen Wiesen zu ihrem Schutz nutzen, wird ihr Versteck zum Verhängnis. Regelmäßig fallen sie den Mähmaschinen zum Opfer. Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 6 der Haupt- und Realschule Birstein wollen Jungtiere vor diesem Schicksal bewahren und möchten die Landwirte in der Umgebung auf die Gefahren hinweisen.
48 Birsteiner Schülerinnen und Schüler begannen mit der Planung einer besonderen Aktion vor den Osterferien. Angeleitet und unterstützt wurden sie dabei von den Klassenlehrerinnen Alexandra Baumann und Katharina Koß sowie von Barbara Bausch vom Tier- und Naturschutz Unterer Vogelsberg e.V (TiNa).
Ein Film über die Problematik der Wildunfälle bei der Heuernte war der Auftakt und stellte die Problematik anschaulich dar. Gut informiert erarbeiteten die Jugendlichen Maßnahmen zur Verhinderung von solchen Unfällen. Sie diskutierten abenteuerliche Lösungen wie statische Kameras zur dauerhaften Beobachtung einer Wiese, aber auch praktikable und realitätsnahe Ideen.
Zwei Klassen waren an der Aktion beteiligt (c) TiNa
Viele Schülerinnen und Schüler, von denen einige aus landwirtschaftlichen Betrieben stammen, halten das Mähen vom Inneren der Wiese nach außen für einen guten Ansatz, und die Tiere aus dem Feld zu treiben. Die so überlegten Maßnahmen schrieben die Kinder in Stichworten auf selbst gefertigte bunte Windrädchen und überreichten sie im Rahmen eines Wandertages im Mai örtlichen Landwirten.
Auf den Bauernhöfen kamen die Zeichen gut an. Viele der Angesprochenen nahmen mehrere Windrädchen entgegen, um sie auch an Bekannte und Freunde weiterzugeben. Dabei entstanden positive und fruchtbare Gespräche. Den Schülerinnen und Schülern wurden die Erfahrungen der Landwirte deutlich gemacht. So wurde auf den Vorschlag, dass man einfach alle Wiesen einzäunen könne, geantwortet, dass Rehe vor einem Zaun nicht Halt machen. Sie springen darüber oder versuchen, einen Weg darunter durch zu graben.
Weiterhin werden Windrädchen hergestellt, um sie zu verteilen (c) TiNa
Windrädchen als Symbole für einfache Maßnahmen im Tier- und Naturschutz
Der Tier- und Naturschutzverein Unterer Vogelsberg e.V. (TiNa) findet diese Aktion sehr gelungen und möchte gerne auf weitere Möglichkeiten zur Verhinderung von Wildunfällen bei der Heuernte hinweisen.
Kurz vor dem Mähen der Felder könnten zwei Meter lange und mit knisterndem Flatterband bestückte Stöcke in ausreichender Zahl am Wiesenrand aufgestellt werden. Diese wirken auf Wildtiere eine abschreckend. Die Mütter führen ihre Jungtiere entweder selbst heraus oder legen sie gar nicht erst in der Wiese ab.
Auch Jäger könnten die Aktion unterstützen, indem sie mit ihren Hunden am Abend vor dem Mähen durch die Wiese laufen. Einerseits schreckt Mensch- und Hundegeruch das Wild über mehrere Stunden ab, andererseits würden abgelegte Jungtiere dabei gefunden und könnten fachmännisch von der Wiese weggetragen werden.
TiNa dankt den Birsteiner Schülerinnen und Schülern sowie ihren Klassenlehrerinnen für ihre beispielhafte Initiative und freut sich schon auf weitere Vorhaben in dieser Richtung.
Quelle und mehr:
Der Tier- und Naturschutzverein Unterer Vogelsberg e.V. wurde im November 2013 gegründet und hat fast 60 Mitglieder. Sein Ziel ist die Aufklärung im Bereich Tier- und Naturschutz. Seine Mitglieder sind aktiv in den Arbeitsgruppen Wildlinge, Wildtiere, Pflegestellen und Tierschutz allgemein. Über aktive und finanzielle Unterstützung oder auch Sachspenden freuen sich die Arbeitsgruppen und der Verein www.tina-ubv.de.
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