Cassebeer reloaded: Edelkastanien aus Gelnhausen

Donnerstag, den 16. Juni 2022 um 07:53 Uhr Gut zu wissen - Baum Lobby
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Forscher kommen dem Zukunftswald einen Schritt näher

Veredelte Edelkastanien in Gewächshäusern (c) Mattias Moos
Gepropfte Edelkastanien wachsen in Gewächshäusern heran (c) Matthias Moos

[Gelnhausen] Der Gelnhäuser Apotheker und Naturforscher Johann Heinrich Cassebeer pflanzte vor 200 Jahren Edelkastanien in Gelnhausen. Damals als Impuls für die Ernährungsergänzung der ärmeren Bevölkerung gedacht, ließ er 1825 eine beträchtliche Anzahl dieser Bäume auf der heutigen Heinrichshöhe anpflanzen. Die Idee wurde jedoch nicht - wie von ihm erhofft - von der Bevölkerung aufgegriffen. Doch die Edelkastanien blieben stehen und vermehrten sich. Sie stellen heute, im Verbund mit Edelkastanien an weiteren Standorten in Hessen und Niedersachsen, die Genressource für die Forschung zum Zukunftswald dar.

Im Jahr 2021 wurden in Hessen 125 Plus- oder Zukunftsbäume ausgewählt, von denen fünf aus dem Gelnhäuser Stadtwald stammen. Anfang Februar rückte ein Team der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt im Stadtwald ein und schnitt von den ausgewählten Bäumen je 20 Pfropfreiser. Im März wurden die sie auf einjährige Edelkastaniensämlinge aufgepfropft.

Aktuell stehen die veredelten Bäume in kleinen Containern geschützt in einem Gewächshaus und werden im Spätsommer ins Freiland gestellt. Wenn alles gut läuft, werden sie im Frühling 2023 auf drei Samenplantagen in Hessen, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ausgepflanzt.

Forschungsprojekt des Stadtarchivs

Für Stadtarchivarin Anette Vinnen ist dieses Projekt ein gelungenes Zusammenspiel von Geschichtsforschung und Zukunftsforschung. „Immer wieder erleben wir, dass vermeintlich in Stein gemeißelte Ansichten revidiert oder modifiziert werden müssen. Dies bedeutet dann auch eine Umbewertung des Bekannten. Und entfaltet, wie im Fall der Gelnhäuser Edelkastanien eine transformative Dynamik. Denn die aus Sämlingen gewachsenen starken Bäume des damaligen Anbauversuchs, können ein wichtiger Baustein des Waldumbaus von morgen werden und so die Lebensumstände zukünftiger Generationen verbessern.“

Quelle: Stadt Gelnhausen

Nachtrag der Redaktion HESSENMAGAZIN.de: Die Früchte der Edelkastanien sind essbar und als Maronen bekannt :-)