Schweinerespekt: Der Wurst in die Augen blicken

Montag, den 12. März 2012 um 09:00 Uhr Das leibliche Wohl - Gesund oder ungesund bis giftig
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Darf schlank bleiben und weiter leben: Schweinchen im Stall eines Freilandmuseums (c) HESSENMAGAZIN.de

[Hessen - Deutschland] Sicher haben wir alle das Unglaubliche bereits gehört. Die Meldung kam von Foodwatch und ging durch die Presse: Gestrecktes Hackfleisch bei Netto: 30 Prozent mehr Geld für 30 Prozent weniger Fleisch: "Nie war so wenig Fleisch im Hack, nie war schnittfestes Wasser so teuer"

Aber es geht auch anders. Ein findiger Geschäftsmann gibt nach eigenen Aussagen "Fleisch ein Gesicht" und lässt den Verbraucher "der Wurst in die Augen gucken". 

Wer im "Schweine-Shop" von "Meine kleine Farm" etwas bestellt, erhält ein Passfoto des Tieres, das dafür gestorben ist. So möchte man angeblich erreichen, dass weniger Fleisch und die Wurst mit entsprechendem Respekt gegessen wird. Aber verkauft wird trotzdem - frei nach dem Motto: Pig sells.

Geschäftsführer dieser Idee ist Dennis Buchmann aus Berlin. Den Bauern gibt Bernd Schulz, den man auf den Backschweinpartys seines Cateringbetriebes in der Brandenburger Region Flämig auch live erleben kann. Da leben die rosigen Wurstlieferanten auf einer 33 ha großen Freilandanlage seit 2011 im BIOPARK: 80 Sauen, ca. 150 Ferkel, 30 Mastschweine und 30 Masteber plus drei Deck-Eber - alle glücklich.

Nach der Geburt bleiben die Zucht-Ferkel des Bauern Schulz 40 Tage bei der Mutter, dann kommen sie für die gleiche Zeitspanne in Ferkel-Aufzuchthütten und erreichen dort bis zu 28 kg Gewicht (in 80 Tagen!). Anschließend werden die meisten von ihnen verkauft, weiter verfrachtet und bei Okö-Betrieben in anderen Bundesländern (auch Hessen) bis zur Schlachtreife gemästet, um "kontrolliert weiter verarbeitet" zu werden.

Message im Wurstglas

Das Marketing funktioniert. Es wird eifrig für die durchnummerierten Schweine gebloggt und Presse gemacht. So voten Besucher auf der Internetseite auch schon mal für ein Schwein - fälschlicherweise in der Hoffnung, es dürfe überleben :-)

Allerdings ist die Wurst nicht BIO. Enthalten sind Geschmacksverstärker / Glutamat - MEHR dazu: HIER <-KLICK. Das mixt die weiter verarbeitende Metzgerei rein. Auf ein BIO-Siegel dafür will man bewusst verzichten, weil man glaubt, so viel Transparenz benötige überhaupt keins.

"Denn mit weiteren Bauer soll auch gezeigt werden: Auch kleinere konventionelle Höfe können respektvoll mit ihren Tieren umgehen. Und auch im Biobereich gibt es Massenbetriebe. Deshalb lautet die Devise: Kenne Deinen Hof und das Tier und das Siegel ist nicht mehr nötig. Eine neue Nähe zu Nahrungsmittelproduzenten möchte MeinekleineFarm herstellen." (Zitat von www.meinekleinefarm.org/news/7-schweine-gehen-um-die-welt)

Wer sich das alles selbst mal ansehen möchte, bekommt durch WWOOFing (Willing Workers on Organic Farms) die Möglichkeit, gegen Kost und Logis zwei Tage und länger auf dem Hof des Bauern mitzuhelfen.

Mehr zur Foodwatch-Meldung und zum Hackfleisch-Protest: HIER <-KLICK

Mehr zum (kleine?) Farm-Blog -> absichtlich ohne unterstützenden HESSENMAGAZIN-KLICK: www.meinekleinefarm.org 

http://www.meinekleinefarm.org/in_der_presse

http://www.oberhessische-zeitung.de/11700387.htm

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