Offene Worte zur Bewässerung Frankfurter Bäume mit Trinkwasser

Donnerstag, den 31. Oktober 2019 um 07:26 Uhr News Ticker - Offene Worte
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Stadtbäume - Beispielbild (c) HESSENMAGAZIN.deA[Hessen] Völlig unbeeindruckt vom aktuellen Waldsterben und von der Wassernot in den Fernwassergewinnungsgebieten Hessisches Ried, Vogelsberg und Burgwald bewässert die Stadt Frankfurt auch im Oktober ihre Stadtbäume weiter mit Trinkwasser, das aus diesen Regionen herangepumpt wird. In einer Meldung der Stadt brüstet sich der Leiter des Grünflächenamtes Stephan Heldmann damit, dass die regelmäßige Bewässerung 'den Bäumen jetzt schon Starthilfe gebe, damit sie ihre Speicher auffüllen können und dann im Frühling genug Kraft für den Austrieb haben'.

Damit ist bewiesen, dass sein Amt und das Umweltdezernat aus den trockenen Sommern 2018 und 2019 und den immer massiveren, jahrelangen Auseinandersetzungen um den Fernwasserimport nichts gelernt haben – und auch nichts lernen wollen. Geradezu zynisch mutet es an, wenn er sagt: „Das ist keine Verschwendung von Steuergeldern oder Trinkwasser, sondern eine Investition, die die Bäume auf das kommende Frühjahr und den nächsten Sommer vorbereitet“.

Die Meldung der Stadt vom 25.10.2019 <-KLICK

Wurde nicht landesweit zum Wassersparen aufgerufen?

Mit der Trinkwasserverschwendung geht die Stadt trotz Klimawandel nicht nur mit sehr schlechtem Beispiel ihren Bürgern gegenüber voran. Frankfurt schlägt vielmehr einen Konfrontationskurs gegenüber dem Umland ein, aus dem die Versorgungsgesellschaften bestes Grundwasser nach Frankfurt liefern. Offensichtlich ist es den Veranwortlichen in der Mainmetropole egal, dass es nicht nur in Frankfurt eine Notwendigkeit zur Klimaanpassung gibt.

Tatsachen, wie das Ausbleiben von Nassjahren seit 2003 oder die Häufung der Trockenjahre in den letzten 15 Jahren, scheinen nicht zu interessieren. Auch dass sich die Grundwasserspeicher, aus denen Frankfurter Verbraucher versorgt werden, nicht mehr ordentlich auffüllen können, weil u.a. künftig mangels Schnee die unverzichtbare Grundwasserneubildung geringer werden wird, wird missachtet.

Hauptsache, die Frankfurter Bäume bekommen genug Wasser – wobei für sie der Oktoberregen oder das Mainwasser wohl nicht gut genug sind. Willentlich wird dem umliegenden Naturraum Wasser entzogen.

Dabei sind die Frankfurter Bewässerungsprobleme hausgemacht. Eine verdichtete Bebauung, die immer weiter fortschreitet, und die Versiegelung durch Verkehrswege bis auf die letzten Meter lassen keinen Platz mehr für ausreichend große Baumscheiben und Wurzelräume, die den Bäumen genügend Wasser, Luft und Nährstoffe zukommen lassen.

Ein etliche Jahre zu spät in Angriff genommenes, aufgrund der vielen Versäumnisse völlig überteuertes Begrünungsprogramm für ein besseres Stadtklima hat komplett übersehen, dass hierfür durch die Pflanzen Unmengen an Wasser verdunstet werden müssen. Anders ist es kaum zu erklären, dass Frankfurt trotz aller scheinheiligen, gegenteiligen Beteuerungen bis heute nicht in der Lage ist, sein Stadtgrün konsequent mit Brauchwasser zu bewässern.

Natürlich drängt sich auch der Verdacht auf, dass zudem wirtschaftliches Kalkül dahinter steckt: Es ist billiger, Wasser aus Vogelsberg und Hessischem Ried und sogar dem 120 km entfernten Burgwald zu importieren, als ein Brauchwassersystem zur Grünpflege aufzubauen. Zeit, dies technisch und organisatorisch zu realisieren, hätte Frankfurt wahrlich genug gehabt. Schließlich wurden die entsprechenden Planungen hierfür schon in den 1990iger Jahren angefertigt.

So viel Ignoranz einer kurzsichtigen und abgehobenen Stadtpolitik dem ländlichen Raum gegenüber macht fassungslos!

Dass Trinkwasser für Frankfurter Bäume wichtiger sein soll als die Wasserverfügbarkeit für die Natur im Hessischen Ried, Vogelsberg und Burgwald widerspricht nicht nur dem gesunden Menschenverstand, sondern auch einer Reihe an gesetzlichen Bestimmungen.

Die Umweltverbände Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Schutzgemeinschaft Vogelsberg, die NaturFreunde Hessen und die Aktionsgemeinschaft 'Rettet den Burgwald' protestieren auf das Schärfste gegen die anhaltende Untätigkeit der Frankfurter Politik und fordern eine sofortige Einstellung dieser unsäglichen Verschwendung an kostbarem Trinkwasser.

Sie fordern die Stadt auf, umgehend für das gesamte Stadtgrün Betriebswassersysteme in Betrieb zu nehmen. Sollte sie das weiterhin verweigern, müssen Gerichte über die Billigkeit dieses Ansinnens entscheiden.

Wer Stadtgrün haben will, soll es aus eigenen Gewässern, Zisternen und Brunnen mit Wasser versorgen. Schließlich steht dem Ballungsraum dafür mehr als genug Wasser zur Verfügung.

Um es nochmals deutlich zu machen: es zählen nur Taten. Den halbherzigen Versprechungen der letzten Jahre, die Stadt werde etwas dafür unternehmen, wird spätestens jetzt keinerlei Glauben mehr geschenkt. Es liegt in der Verantwortung der Stadtpolitik, und nicht in der ihrer Bürger oder gar der des ländlichen Raums, die Frankfurter Bäume zu versorgen, ohne dem Naturraum Wasser abzugraben.

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