Heizen mit Holz: Noch immer eine gute Idee?

Sonntag, den 01. Oktober 2023 um 06:04 Uhr Gut zu wissen - Baum Lobby
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Links Nadelbäume, rechts Laubwald - Symbolbild (c) HESSENMAGAZIN.de[Hessen] Vor ca. 20 Jahren kam die Pelletheizung auf den Markt. Prima, endlich mit erneuerbarer Energie heizen, Schlagwort nachwachsende Rohstoffe. Doch das Dumme daran ist jetzt für die rund 600.000 Besitzer solcher Holzheizungen in Deutschland: Der Rohstoff wird immer knapper. Erst waren als "Holzkiller" Borkenkäfer unterwegs, dann kamen extrem trockene Sommer, die vielen Bäumen den Garaus machten... Und nun wird der als umweltfreundlich geförderte Brennstoff immer weniger. Denn die Energielieferanten - auch für die Hackschnitzelalternative und das edle Kaminholz - lassen sich beim Wachsen sehr viele Jahre lang Zeit, bis sie "geerntet" werden können.

Ebenso bald am Ende: Fossile Stoffe wie Braunkohle, Steinkohle, Torf, Erdgas und Erdöl

Im Hintergrund blubbert es bereits. Einerseits müssen viele Wärmepumpen bekanntermaßen mit fossilem Strom betrieben werden, andererseits soll das Kohlekraftwerk Tiefstack bei Hamburg demnächst auf Holzverbrennung umgerüstet werden. Dagegen protestieren die Deutsche Umwelthilfe (DUH), der Naturschutzbund Deutschland (NABU), ROBIN WOOD und der BUND Hamburg. Sie wollen erreichen, dass „Kein Wald im Kraftwerk" verfeuert wird und die Pläne gestoppt werden, deren Umsetzung zu erheblichen Klima- und Naturbelastungen führen würde.

Stimmen dazu

Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer:

„Die Verbrennung von Holz in Großkraftwerken setzt ohnehin gestresste Wälder einem zusätzlichen gigantischen Nutzungsdruck aus und schafft undurchsichtige Importabhängigkeiten. Gemeinsam mit über 100.000 Unterstützenden fordern wir daher von den zuständigen Politikerinnen und Politikern eine klare Absage an die Holzverbrennung in Kohlekraftwerken. Es kann nicht sein, dass in Hamburg und anderen Städten unter dem Vorwand der Energiewende der Umwelt und dem Klima massiv geschadet wird."

Malte Siegert, Landesvorsitzender des NABU Hamburg:

„Wälder im großen Maßstab in umgerüsteten Kohlekraftwerken zu verfeuern, ist eine klimaschädliche Sackgasse. Stattdessen brauchen wir massive Investitionen in echte emissionsfreie Erneuerbare und in Maßnahmen, die den Energiebedarf reduzieren. Die vielen Unterschriften zeigen, dass diese Forderungen breite Unterstützung finden.”

Jana Ballenthien, ROBIN WOOD-Waldreferentin:

„Unsere wichtigsten Kohlenstoffspeicher, die Wälder, dürfen nicht verheizt werden! Die Klimakrise ist bereits im vollen Gange und wir haben keine Zeit für Scheinlösungen. Und Wälder sind so viel mehr für uns! Wir brauchen sie in diesen Krisenzeiten auch als Quell der Artenvielfalt, zum Schutz vor Hochwasser, als Luft- und Wasserfilter. Sie im großen Stil zu verfeuern, ist eine wahnwitzige Idee.“

Frauke Kohrs, Vorstandsmitglied des BUND Hamburg:

„Hamburg braucht ein erneuerbares Wärmesystem, das ohne die Verbrennung von CO2-emittierenden Energieträgern auskommt. Zunächst auf fossiles Gas oder importierte Holzpellets in einem umgerüsteten Kohlekraftwerk zu setzen, darf keine Option sein. Es braucht dringend eine auf Hamburg bezogene Analyse aller Einsparmöglichkeiten sowie ehrliche Aussagen darüber, was technisch möglich ist und welche Entscheidungen auf rein wirtschaftlichen Überlegungen basieren.”

Der Hintergrund

Die Stadt Hamburg will bis 2030 vollständig auf die Kohleverfeuerung zur Wärmeerzeugung verzichten. Dafür ist geplant, Abwärme aus Industrieanlagen, Großwärmepumpen und andere Technologien zu nutzen und das Steinkohlekraftwerk Tiefstack auf Gas- und Holzbiomasse umzurüsten. Auch an anderen Standorten wie etwa in Berlin, Bremen und Wilhelmshaven treiben Kraftwerksbetreiber Pläne zur Verbrennung von Holz in Kohlekraftwerken voran.


Für Privatleute wird es ebenfalls eng

Holzkontor Darmstadt-Dieburg-Offenbach: Änderung der Holzabgabe

Ab Montag, 02.10.2023, gelten neue Abgabebestimmungen für Brennholz. Brennholz für den privaten Eigenbedarf kann nur noch erworben werden, sofern dem Holzkontor ein Brandstättennachweis vorliegt. Dieser muss zwingend unmittelbar während jedes Bestellvorgangs über das zur Verfügung gestellte Formular hochgeladen werden. Dabei ist es wichtig, dass die Adresse des Bestellers mit der Adresse des Brandstättennachweises identisch ist.

Als Nachweis können z. B. folgende Belege dienen:

Diese Maßnahme hat zum Ziel, das knappe Gut „Brennholz“ lediglich denjenigen Personen zur Verfügung zu stellen, welche es im Eigenverbrauch nutzen werden. Die jährliche Maximalmenge je Haushalt und Kalenderjahr wird je nach Brandstätte angepasst. Die Art der Brandstätte wird während des Bestellprozesses abgefragt.

Mehrfachnennung sind möglich, die Mengen werden nicht aufsummiert, der höchste Wert ist gültig:

Bei Fragen nutzen Sie bitte den folgenden Link: HIER <-KLICK

Quelle: Stadt Groß-Umstadt


Das auch noch

Im neuen Gebäudeenergiegesetz soll der Einbau von reinen Holzheizungen in Neubauten ab dem 1. Januar 2024 verboten sein. Außer, sie werden zusammen mit einer anderen Energiequelle betrieben, wie z. B. einer Solaranlage oder Wärmepumpe plus Gas aus "grünen" Quellen.


Quelle Zusammenstellung: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de