[Deutschland] Olivenblätter im Oregano, Färberdistel statt teurem Safran – Gewürze und Kräuter können gestreckt, ersetzt oder falsch deklariert sein, ohne dass es auffällt. Und solche Fälschungen bleiben oft unentdeckt. Daher hat die Europäische Kommission den ersten EU-weit koordinierten Kontrollplan zur Echtheit von Kräutern und Gewürzen initiiert und dessen Ergebnisse veröffentlicht. Die Lebensmittelprüfer hatten fast 10.000 Analysen an knapp 1.900 Proben aus 21 EU-Mitgliedstaaten, der Schweiz und Norwegen durchgeführt.
In der Europäischen Union werden jedes Jahr rund 100.000 Tonnen Kräuter und Gewürze produziert und über 300.000 Tonnen importiert – vor allem aus Asien, Afrika, Lateinamerika und der Karibik. Die Lieferketten sind lang und komplex und können durch mehrere Länder führen, was die Überwachung erschwert. In vielen EU-Mitgliedstaaten wird die Echtheit von Kräutern und Gewürzen bislang nur begrenzt geprüft. Das soll der Kontrollplan der EU-Kommission ändern.
Im Fokus der Analysen standen gemahlene und zerkleinerte Proben von sechs Kräutern und Gewürzen: Kreuzkümmel, Kurkuma, Oregano, Paprika oder Chili, Pfeffer und Safran.
Bei 17 Prozent der untersuchten Proben (323 von 1.885) bestand der Verdacht einer Fälschung. Auffällig waren Oregano-Produkte (48 %), die häufig mit Blättern des Olivenbaums gestreckt waren. Beim Pfeffer wurden 17 Prozent der Proben beanstandet, gefolgt von Kreuzkümmel (14 %), Kurkuma (11 %), Safran (11 %) und Paprika oder Chili (6 %).
Die meisten Proben enthielten nicht deklariertes Pflanzenmaterial – etwa Koriander im Kreuzkümmel oder Färberdistel in teurem Safran. In zwei Prozent wurden nicht zugelassene Farbstoffe wie Azofarbstoffe nachgewiesen. Eine Probe Kurkuma enthielt toxisches Bleichromat.
Die aktuellen Ergebnisse können - und sollten - Lebensmittelüberwachungsbehörden und Lebensmittelunternehmen helfen, ihre Kontrolltätigkeit gezielter auszurichten und Fälschungen aufzudecken sowie vorzubeugen.
Quelle Text: Heike Kreutz, Bundeszentrum für Ernährung
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