Überschrift KULTUR - Versuch einer Ergründung

Freitag, den 06. August 2021 um 10:00 Uhr Gut zu wissen - Notiert !
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Landkultur = Marktgeschehen  (c) HESSENMAGAZIN.de[Hessen] Wenn ein Vizelandrat ins Veranstaltungsgeschäft einsteigt, sollte er tunlichst zuvor mit ein paar interessierten Bürgermeistern einen Verein gründen. Dann ist man unangreifbar und auf der sicheren Seite, wenns ums Geld geht. Ab nun kann kräftig am Rad gedreht werden... auch am Bedarf der Bevölkerung vorbei. Die macht ja sowieso schon immer ihr eigenes "Ding" - mit viel Spaß - ohne großartige Propaganda und dann auch noch für alle zusammen und möglichst eintrittsfrei. Fördergeld wird selbstverständlich bei "Volksfesten" nicht beantragt, die Kosten werden mit Bier- und Würstchenverkauf abgedeckt. Frei nach dem Motto: Für das leibliche Wohl ist gesorgt - für Groß und Klein - von Nah und Fern :-)

Und während der Vizelandrat mit seinen Mannen mühselig nach den Kultursternen greift, steht das Volk plaudernd in mehreren Reihen um den Bierpilz und wartet auf die nächste Treckervorführung - so wie immer und schon seit vielen Jahren - Tradition eben.

Der Vize jedoch war mal Richter, ehe er in den bezahlten Politikerjob umstieg. Da ist er sich und seiner Würde rückwirkend - und jetzt auch zukünftig im Sinne der Regionalentwicklung - etwas schuldig. Also holt er sich ein paar gestandene "Macher" ins Boot: eine alteingesessene Musikschule, ein gut eingeführtes Veranstaltungslokal, eine zufällig lokal angesiedelte Akademie plus weitere ihm wohlgesonnene (oder verpflichtete?) Mit-Glieder aus kleinen und großen Vereinen und sporadisch agierenden lokalen Eventanbietern.

Allesamt hoffen nun auf eine gute Zukunft, besonders seitdem der Verein den Zuschlag für TRAFO2 bekommen hat: HIER <-KLICK.

Mit dem Programm „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“ hat die Kulturstiftung des Bundes in ihrer zweiten Phase die Provinz in den Fokus genommen, um dort mit 26,6 Mio. Euro in den Jahren 2015 bis 2024 "Transformationsprozesse anzustoßen". Das heißt im Klartext: Leute, weg vom Bierpilz, vergesst die Tradition. Nun gibt es tolle, innovative Zukunftsperspektiven für die Kultur im ländlichen Raum. Klar, auch nachhaltig wird alles sein... irgendwie vielleicht!

Verschiedene Bundesländer konnten sich für TRAFO mit ihren Regionen, "die vom demografischen Wandel betroffen sind, aber noch über öffentliche geförderte Kulturinstitutionen verfügen" für die Förderung bewerben. Schließlich bekamen mehrere Projekte jeweils rund 40.000 € zugesagt für die Jahre 2019 bis 2024.

KLICKmal: www.kulturstiftung-des-bundes.de/de/projekte/nachhaltigkeit_und_zukunft...

Mit insgesamt 1,25 Mio. Euro können also der Vogelsbergkreis (Hessen), Uecker-Randow (Mecklenburg-Vorpommern), Kusel (Rheinland-Pfalz), Köthen (Sachsen-Anhalt), Rendsburg-Eckernförde (Schleswig-Holstein) und Altenburger Land (Thüringen) nun loslegen und eine Pionier-Kultur in der Provinz aus dem Boden stampfen, äh: aufleben lassen, naja, installieren nennt man das wohl, um ein neues Selbstverständnis zu entwickeln... (beim Volk?)

Oder auch um neue Stellen als "Ansprechpartner für Kulturakteure und Öffentlichkeit" (beim Organisator) zu schaffen. Die sollen sich "professionell um die Umsetzung der gesteckten Ziele kümmern... und aktiv Impulse in der Region setzen".

Aha!

Mit einem riesigen Finanztopf in der Hinterhand dürfen oben Genannte jetzt fünf Jahre lang agieren und im Vogelsberg zum Beispiel ein "Büro für kulturelle Einmischung" <-KLICK gründen. Da passiert zwar nicht viel, aber zum "Kultursommer" kann man demnächst richtig aufdrehen. Wer als Kulturschaffender aus der Region bei dieser Aktion mittun möchte, dem wird auf Antrag eventuell eine "Festbetragsfinanzierung in Höhe von 500 oder 1.000 Euro" gewährt... Schau an, doch soooooooo viel?!?

Nebenbei gesagt

Fakt ist: Politiker oder Kommunalbeamte sind nicht qualifiziert - ausgebildet - geschult - geübt  - trainiert in Sachen Kultur. Sie benötigen daher Schützenhilfe. Im Gegenzug für die fachliche Hilfe werden ausgewählte Mitmacher mit Geld unterstützt - bezahlt - eingekauft.

Tja, so lange die Verwaltung dabei nicht "von oben herab" bestimmt, was abzugehen hat, könnte die Sache irgendwie funktionieren. Meistens aber ist es schon bei der Vorauswahl passiert: Wessen Nase der Obrigkeit nicht passt, bleibt außen vor.

So what!

Übrigens: Fragt man den Duden: "Was ist Kultur" <-KLICK, kommt man beinahe zu der Ansicht: Keiner weiß das so genau :-)

Und hakt man bei denen nach, die Fördergelder dafür vergeben (Ministerium und so <-KLICK), bekommt man irgendwie den Eindruck, es ist alles zu Stein geworden, so wie die "kulturellen Leuchttürme" von nationaler Bedeutung. Abgesehen von dem ewigen "Geschwafel" <-KLICK drumherum...

Na dann, auf zum nächsten Bierpilz zwecks Erholung :-))))))))))))))

Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de