Heimat hat immer etwas mit Tieren zu tun

Mittwoch, den 31. August 2011 um 00:00 Uhr Gut zu wissen - Lifestyle
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Gut gehütete Gänse auf dem Heimweg (c) HESSENMAGAZIN.de
Gut gehütete Gänse auf dem Nachhauseweg (c) HESSENMAGAZIN.de

[Hessen - Deutschland] In Zeiten der Massentierhaltung ist es ein Trost zu wissen, dass manche unserer häuslichen Nutztiere es noch - oder wieder? - recht gut bei uns haben. Es bereitet Freude, freie laufende, wild schnatternde Gänse zu erleben. So hört sich wohl wohl-gelauntes Dorfleben an ;-)

Aufmerksam und gewitzt: Ziege im Pferch (c) HESSENMAGAZIN.de
Aufmerksam und gewitzt: Ziege im Pferch (c) HESSENMAGAZIN.de

Einen "Paddock" kennt jeder Reiter, der auf einem Wanderritt unterwegs seinen Gaul am nächtlichen Umherstreifen hindern möchte. Das gleichbedeutende deutsche Wort Pferch* fällt uns modernen Menschen dagegen meistens nur ein, wenn wir an die drangvolle Enge in einer überfüllten Bahn denken.

Kühe auf dem Weg von der Weide zum Stall (c) HESSENMAGAZIN.de
Von der Weide zum Stall: Kühe auf der Straße (c) HESSENMAGAZIN.de

Früher galt es in ländlichen Gebieten als ein besonderes Können von Motorradfahrern, den manchmal extrem glitschigen Hinterlassen von Rindern auf Dorfstraßen auszuweichen. Kuhfladen auf Asphalt sind selten geworden. Längst verbringen nur noch wenige Milchkühe den Tag außerhalb des Stalles auf der grünen Wiese. Wer hätte auch Zeit, sie zum Melken nach Hause zu holen?

Rindviecher in der Rhön (c) HESSENMAGAZIN.de
Rindviecher in der Rhön hinter Steinwällen (c) HESSENMAGAZIN.de

Gut eigenen sich Rinder zum Abkauen des Grases in unwegsamen Gelände oder in Naturschutzgebieten. Es muss allerdings in "Mutterkuh-Haltung" sein, wobei Kälber die ersten Monate mit den Mutterkühen auf der Weide verbringen - oder Jungtierherden mit solchen Tieren, die noch keine Milch geben. Denen ist dann das kleine Glück in Form eines hingerollten Wassertanks hold, und sie dürfen sich an der frischen Luft natürlicher entwickeln.

Begegnung unterwegs: Ausgebüchste Schafe (c) HESSENMAGAZIN.de
Begegnung unterwegs: Ausgebüchste Schafe (c) HESSENMAGAZIN.de

Den Begriff "Herdentrieb" demonstrierten diese Schafe an einer Landstraße auf besondere Weise. Eins wollte wohl das Grünzeug auf der anderen Seite probieren, und alle anderen folgten ihm nach. Dumm für Autofahrer, die nur während der Dämmerung auf Wildwechsel am Waldrand achten...

Stolzer Gockel hinter dem Zaun (c) HESSENMAGAZIN.de
Stolzer Gockel in Bodenhaltung (c) HESSENMAGAZIN.de

Solch einem edlen Exemplar eines Hahns begegnet man nicht mehr oft - und schon gar nicht frei laufend. Wie man gut erkennen kann, funkelt er etwas genervt mit geschwollenem Kamm in die Kamera: Ein Feind, der ihm seine gackernden Frauen streitig machen möchte? Fast glaubt man, er hebe kampfbereit seinen rechten Kratzfuß.

Kann auch mit dem Schwanz wedeln: Schweinchen (c) HESSENMAGAZIN.de
Kann auch mit dem Schwanz wedeln: Schweinchen (c) HESSENMAGAZIN.de

Wie gut, dass ringelgeschwänzte Rüsseltiere nicht wissen, dass sie für uns Zweibeiner in der Hauptsache aus Mett, Wurst, Schinken und Schnitzeln bestehen. Dieses Exemplar war sehr zutraulich, richtig beweglich und überhaupt nicht fett gemästet - wahrscheinlich weil es gar niemand essen möchte.

Macht gar nix: Modell im Stall (c) HESSENMAGAZIN.de
Macht gar keinen Mist: Modell im Stall (c) HESSENMAGAZIN.de

Als wir im letzten Jahrhundert zum Bestellen unserer Felder noch keine - oder wenige - Maschinen einsetzten, waren Ochs und Kuh im Stall so viel wert wie jetzt unser Auto. Das Vieh nützte uns beim Ackern und Pflügen und zog schwere Wagen übers Land. Mithilfe seiner großen Kraft konnten Händler hunderte von Kilometern weit reisen und der Fernhandel erst funktionieren.

Holzpferdchen: Als Spielzeug ausgedient (c) HESSENMAGAZIN.de
Holzpferdchen: Als Spielzeug ausgedient (c) HESSENMAGAZIN.de

Ein Wunder eigentlich, dass deren Nachfolger, unsere Kraft-Fahrzeuge, nicht in Rinderstärken sondern in PS bemessen wurden. Vielleicht, weil bei jenen Nutztieren noch die Schnelligkeit als Komponente hinzukam.

Schade, dass fast alle dieser an einem einzigen Wochenende getroffenen Tiere in einem Freiland-Museum zu Dekorations- und Demonstrationszwecken - lediglich als "Anschauungsobjekte" - leben!


* Pferch: Ein abgegrenztes Weidestück zum Übernachten für Tiere, abgeteilt durch bewegliche Hürden