Umgang mit verirrten Fledermäusen

Montag, den 16. August 2021 um 11:12 Uhr Gut zu wissen - Dossier: Natur und Umwelt
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NABU Hessen: Keine Panik bei Fledermauseinflügen in Wohnungen und Büros

Mopsfledermaus (c) Nabu / Dietmar Nill[Hessen] Seit Anfang August häufen sich die Anrufe beim NABU: Viele Bürgerinnen und Bürger berichten teils aufgebracht, teils fasziniert von kreisenden Fledermäusen in ihren Wohnungen. Das ist aber kein Grund zur Panik. Bei den Tieren handelt es sich in der Regel um Jungtiere, die sich auf ihren Erkundungsflügen versehentlich in die menschlichen Behausungen verirren. In der Abenddämmerung fliegen sie in der Regel von alleine wieder hinaus.

Junge Entdecker sind unterwegs

Anfang August werden junge Fledermäuse flügge und erkunden die Welt. Vor allem die Zwergfledermaus (Pipistrellus pipistrellus) bewohnt im Sommer so genannte Spaltenquartiere wie enge Ritzen oder Nischen unter Hausdächern oder an Gebäuden. Die Jungtiere sind noch unerfahren im Auskundschaften optimaler Quartiere und probieren verschiedene Strukturen aus. Ein gekipptes Fenster oder eine Gardinenfalte scheinen ein geeignetes Schlafquartier zu versprechen.

Durch ein gekipptes Fenster einzufliegen gelingt den Fledermäusen, allerdings der Ausflug durch ein Kippfenster klappt meistens nicht. Da bieten sich dann Gardinenfalten an um sich auszuruhen bevor der nächste Ausflugversuch unternommen wird. Ab Mitte September fliegen die kleinen Säuger zu ihren Herbstquartieren und später im Jahr dann in die Winterquartiere. Daher sind nach September keine Einflüge mehr zu erwarten.

Was der NABU empfiehlt

Zuallererst: Ruhe bewahren: Die Flugweise der Fledermäuse wirkt auf viele Menschen erst einmal befremdlich, denn Fledermäuse fliegen durchaus dicht an Menschen heran. Aber keine Sorge, Fledermäuse sind Menschen gegenüber nicht aggressiv und greifen diese nicht an. Eine Gefahr geht von fliegenden Fledermäusen und gegebenenfalls von ihren kleinen Hinterlassenschaften nicht aus. Lediglich beim direkten Kontakt, z.B. beim Anfassen eines Tieres ist Vorsicht geboten. Notgelandete oder ruhende Fledermäuse sollten nicht mit der ungeschützten Hand angefasst werden. Ein dickerer Handschuh oder ein großes weiches Tuch ist dann die richtige Methode.

Außerdem: Fledermäuse sind die am stärksten bedrohten Säugetiere in Deutschland, gesetzlich geschützt und dürfen daher nicht verletzt oder gar getötet werden.

Fenster auf, Licht aus, abwarten! Bei einer abends im Raum umherfliegenden Fledermaus sollte das Licht ausgemacht und alle Fenster weit geöffnet werden. Wenn möglich, schließen Sie die Zimmertür, damit das Tier nicht noch in weitere Räume fliegen kann. Die meisten Fledermäuse finden dann ihren Weg selbst hinaus.

Falls tagsüber Fledermäuse gefunden werden, sollten die Tiere vorsichtig gegriffen und in einen kleinen Karton verfrachtet werden. Wichtig: Die Fledermäuse nur mit einem (Leder-) Handschuh oder einem dicken Handtuch behutsam anfassen.

Für die Tiere ist das eine Stresssituation und sie könnten sich eventuell mit Bissen wehren. Den Karton bitte unbedingt gut verschließen! Zur späten Dämmerung den Karton nach draußen bringen, öffnen und die Fledermaus an einen Baum oder an eine Hauswand setzen.

Fledermäuse willkommen

Wer Fledermäusen gerne geeigneten Wohnraum zu Verfügung stellen möchte, kann dies mit einfachen Mitteln tun. Es gibt zahlreiche Fledermauskästen auf dem Markt und mit der richtigen Bepflanzung im Garten kann man den nächtlichen Flatterern einen reich gedeckten Tisch bescheren. Der NABU zeichnet nicht nur Fledermausfreundliche Häuser aus, er berät auch interessierte Hausbesitzer bei Renovierungen und Hilfsmaßnahmen für die wendigen Nachtjäger.

„Fledermäuse sind sehr angenehme Untermieter, machen keinen Lärm und richten keine Schäden an der Bausubstanz an. Lediglich kleine Hinterlassenschaften verraten ihre Anwesenheit am Haus. Diese gelten jedoch als hervorragender Pflanzendünger“, sagt Petra Gatz, Fledermausexpertin beim NABU Hessen.

Fledermäuse bringen Hausbesitzern auch einige Vorteile. So vertilgen sie z.B. bis zu 4.000 Mücken pro Nacht und zeigen, wo das Lebensumfeld noch intakt ist. Das Anbringen von Fledermausquartieren ist auch bei Renovierungs-Arbeiten an Häusern problemlos durchführbar. Nur wenige Maßnahmen reichen schon aus, um dem faszinierenden Flugsäuger zu helfen.

Homepage der Aktion Fledermausfreundliches Haus <-KLICK


FAQ: Mehr Fragen zu Fledermäusen beantwortet der NABU unter
www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/fledermaeuse/18829.html.

Zusätzlich gibt es ein bundesweites Fledermaus-Infotelefon für dringende Fragen: 030-284984-5000. Es ist im August zu folgenden Zeiten geschaltet:

Quelle: NABU Hessen