Dialekt und Sprache: Hessen ist sich nicht ganz einig

Donnerstag, den 17. November 2011 um 08:11 Uhr Gut zu wissen - Dossier: Sprache und Verstand
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Wie uns Deutschen der Schnabel gewachsen ist

[KLICK zum Vergrößern: Übersicht Deutsche Dialekte (c) Et Mikkel / Wikimedia CommonsHessen - Deutschland] Insgesamt 53 Dialekte bzw. Mundarten hat Et Mikkel im Jahr 2007 auf einer Karte eingezeichnet und der Online-Enzyklopädie Wikipedia zur Verfügung gestellt. Großräumig gedacht sind dabei für die Zeit um 1990 die Niederlande und sogar südliche Bereiche, wie z. B. Teile Österreichs und der Schweiz gruppiert und mit einbezogen. Interessant, doch für Hessen hat man sich nicht viel Mühe gemacht. Alles ist gleich blau eingefärbt und von Heidelberg bis Kassel unter 39=Hessisch zusammengefasst. Wenn man bedenkt, wie viel die regionale Sprache über die Identität von Menschen aussagt, sollte man das nicht so einfach stehen lassen.

Zwar fühlen wir Hessen uns nicht wirklich als ein Volksstamm - zumal "unsere" Grenzen im Laufe der Geschichte ständig verschoben wurden und das Bundesland Hessen, so wie es heute ist, erst 1946 fest umrissen wurde <-KLICK. Doch im Innersten sind wir alle Mittelgermanen, egal ob hibb oder dribb de Bach (Main).

Sprache und ihre Arten im Wandel

Althochdeutsch, Mittel- oder Oberdeutsch, Amtsdeutsch oder Hochdeutsch...

Seitdem im Neandertal das erste gesprochene Wort von den Felswänden hallte, hat sich auf dem Gebiet unser Sprache sehr viel getan. Angeblich benutzten wir zuerst alle gemeinsame Bezeichnungen und Ausdrücke. Doch schon vor Christus Geburt soll lt. Altem Testament der Einsturz des Turms von Babylon zur Verwirrung beigetragen haben. Seither verwenden wir - verstreut über die ganze Erde - an jeder Ecke der Welt andere Wörter und sogar Schriftzeichen. Manche unserer Brüder und Schwestern schreiben von rechts nach links, andere pinseln und drucken von oben nach unten.

Da ist es nicht verwunderlich, dass man sich freut, wenn man - weit weg von zu Hause irgendwo auf einem kalten Berg in Tibet - jemanden trifft, der dieselbe Sprache spricht. Man mag über eine Heimatsprache als Wiedererkennungswert denken, was man will: Ein gemeinsamer Dialekt schafft ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Doch es gibt im Mundartlichen nicht nur unterschiedliche Weisen, etwas auszusprechen. Fremde, die beispielsweise die Bedeutung von bestimmten Wörtern nicht wissen - z. B. "Krombeern", müssen eben Nudeln essen :-).

Da kommt Bewegung auf: Aktionen zur Regionalisierung

Im Rheinland versuchte man sich längst an der Schöpfung einer regionalen Identität und entwickelte in den 1980er Jahren sogar eine Lautschrift <-KLICK.Im Jahre 1817 soll eine Zeitung aus Mainz ein Jahr nach dem Wiener Kongress, als man die Provinz Hessen-Darmstadt gegründet hatte, die Bezeichnung "Rheinhessen" geprägt haben. Grund genug für den durch Weinbau bekannten Landstrich, für sein 200-jähriges Bestehen im Jahr 2016 nach möglichen historisch-kulturwissenschaftlichen Gemeinsamkeiten zu suchen. Dafür trafen in Alzey (der heimlichen Hauptstadt ;-) der Altertumsverein Alzey, die Arbeitsgemeinschaft Rheinhessischer Heimatforscher sowie das Institut für Geschichtliche Landeskunde der Uni Mainz mit mehr als 100 Interessierten aus Vereinen und Verbänden zu Fachtagungen. Mehr dazu: HIER <-KLICK.

Einen lobenswerten Ansatz zeigt man im Wetteraukreis. Behörden- bzw. Beamtendeutsch soll in Zukunft aus dem schriftlichen Wortschatz gestrichen werden: Die knapp 10.000 Einwohner-Gemeinde Wölfersheim schafft das Amtsdeutsch ab: HIER <-KLICK.


Karte der Dialekte ganz genau und mit Legende anschauen <-KLICK

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