Sich schlau machen: Wohlfahrt und Armut

Freitag, den 27. Januar 2023 um 11:00 Uhr Gut zu wissen - Notiert !
| Drucken |

Symbolbild: Armes Männlein (c) HESSENMAGAZIN.de[Deutschland] Erstmal vornweg: Das Wort WOHL-Fahrt hat nichts mit Mobilität zu tun, sondern mit WOHL-Ergehen. Aber auch dafür muss man nicht herumgehen - was man jedoch darf und sollte, sofern es einem gut geht ;-))) Sorry für die kleine Wortspielerei rund um diesen Begriff, der mit öffentlicher FÜR-Sorge und Sozial-HILFE zu tun hat. Klar, das kann man sich auch auf die üblich komplizierte Weise von Wikipedia erklaren lassen (siehe gaaaaaaaaaanz unten im Text). Doch wir interessieren uns an dieser Stelle für das Thema aufgrund einer Pressemeldung vom 26. Januar 2023 zur Kinder- und Jugendarmut.

Die Meldung kam vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, der gemeinsam mit weiteren Sozialleistungsverbänden in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) vereint ist. Zu diesen "Spitzenverbänden" zählen die Arbeiterwohlfahrt (AWO), der Caritasverband, das Diakonische Werk, das Rote Kreuz und die Zentralwohlfahrtsstelle der Juden.

Bei solchen "gemeinnützigen Trägern sozialer Dienstleistungseinrichtungen" sind zusammengezählt rund 1,7 Mio. MitarbeiterInnen fest angestellt. Ihnen stehen zusätzlich etwa drei Miillionen Leute ehrenamtlich (ohne Bezahlung) zur Seite.

Gut zu wissen: Ihre rund 100.000 Einrichtungen im Sozial- und Gesundheitswesen werden aus Sozialversicherungen und staatlichen Zuschüssen zu mindestens 90 Prozent finanziert. Weiterhin verdienen sie in der Landschaftspflege und Wirtschaftsbetrieben, wie beispielsweise Seniorencafés, noch dazu.

Genaueres zu allem im Lexikon der Bundeszentrale für Politische Bildung (BPB): HIER <-KLICK.

Doch damit nicht genug:

Zur Unterstützung der allgemeinen Wohlfahrtspflege werden von der Deutschen Post seit 1949 Wohlfahrts(brief)marken ausgegeben. Neben dem reinen Portobetrag wird ein „Zuschlag“ erhoben, der für wohltätige Zwecke weitergegeben wird. Jedes Jahr erscheinen zwei verschiedene Briefmarkenserien dieser Art, deren Erlöse den Verbänden der allgemeinen Wohlfahrtspflege („Für die Wohlfahrt“ und Weihnachtsmarken) zugutekommen. Seit 1949 wurden insgesamt fast 4 Milliarden Marken verkauft. (Quelle: Wikipedia)

Hintergründe dazu auf: Porto mit Herz www.wohlfahrtsmarken.de


So sammeln sie easy Spenden - Motto: "Kleinvieh macht auch M..."

Und zwar eine Riesenmenge - völlig aufwandslos wie beim Bonspenden am Flaschenpfandautomaten an Flughäfen... oder in Supermärkten, wo laut www.tafel.de über 27 Millionen Euro (allein bei LIDL) seit 2008 zusammenkamen.

Ähnlich erfolgreich waren die Verkäufe der Wohlfahrtsmarke der ersten „Botschaft des Engels“ mit mehr als 2,5 Millionen Exemplaren. Der „Mehrwert“ betrug hier über 1 Million Euro im letzten Jahr nach Aussage von www.wohlfahrtsmarken.de anlässlich der Präsentation des Sonderpostwertzeichens „Weihnachten 2022“.

Zudem ließen mehrere Organsationen in den letzten Monaten Geld regnen

Tja, da fragen sich Otto & Emma Normalverbraucher: WAS passiert mit den vielen Euros? Warum klemmt es ständig bei unseren Tafeln? Und wieso reden wir von Armut in Deutschland?


26. Januar 2023: Pressemeldung des Paritätischen Wohlfahrtsverbands

Nach aktuellen Zahlen der Bertelsmann-Stiftung lebt mehr als jedes fünfte Kind und jede*r vierte junge Erwachsene in Deutschland in Armut

[Deutschland] In Reaktion auf die heute von der Bertelsmann Stiftung veröffentlichten Zahlen zur Kinder- und Jugendarmut in Deutschland bekräftigt der Paritätische Wohlfahrtsverband seine Forderung nach einer sofortigen Anhebung der Grundsicherungsleistungen um mindestens 200 Euro im Monat. Es sei ein Skandal, dass in einem Land mit der weltweit viertstärksten Wirtschaftskraft mehr als jedes fünfte Kind in Armut lebe, kritisiert der Verband.

“Kinderarmut ist kein Schicksal, sondern Resultat jahrzehntelanger politischer Unterlassungen”, kritisiert Ulrich Schneider, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbands. “Durch armutspolitische Ignoranz und Tatenlosigkeit werden Millionen Kinder einer unbeschwerten Kindheit beraubt und die Zukunft dieser Gesellschaft als guter Wirtschafts- und Lebensstandort gefährdet.”

Die fast drei Millionen Kinder und jungen Erwachsenen, die heute in Armut leben, hätten keine Zeit, auf politische Taten der Zukunft zu warten. Die von der Koalition aktuell vorangetriebene Kindergrundsicherung sei zur Bekämpfung der Kinderarmut von herausragender Bedeutung. Auch seien erhebliche Investitionen in Bildung und Jugendhilfe auf den Weg zu bringen. Doch bräuchte es davon unabhängig bereits heute wirksame Hilfen und die Möglichkeit aller Kinder und Jugendlichen an all dem teilzuhaben, was für ihre Mitschüler*innen und Freund*innen aus wohlhabenderen Familien eine Selbstverständlichkeit ist.

Der Paritätische bekräftigt vor diesem Hintergrund seine Forderung nach einer sofortigen Anhebung der Regelsätze in der Grundsicherung (neu: “Bürgergeld”) um mindestens 200 Euro pro Person und Monat. “Man kann es drehen und wenden wie man will: Es gibt keine armen Kinder, es gibt nur arme Familien und gegen Armut hilft vor allem Geld”, so Schneider.

Quelle: Paritätischer Wohlfahrtsverband


WIKIPEDIA erklärt Wohlfahrt (von mittelhochdeutsch wolvarn: Wohlergehen) ist das Bemühen um die Deckung der Grundbedürfnisse von Menschen und um einen gewissen Lebensstandard, die planmäßige, zum Gemeinwohl ausgeübte Sorge für notleidende oder gefährdete Menschen, die Sorge für die Gesundheit der Mitmenschen, deren sittliches oder wirtschaftliches Wohl bzw. deren Erziehung zu besseren Menschen und die Vorbeugung oder Abschreckung vor moralischem, selbst herbeigeführtem körperlichem oder materiellem Verfall.

Menschen, die auf fremde Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen sind und diese in Anspruch nehmen, „leben von der Wohlfahrt“ oder umgangssprachlich „von der Stütze“ (meist Arbeitslosengeld II, Sozialgeld oder Sozialhilfe).


Das auch noch: Wikipedia erklärt (kurzgefasst vom HESSENMAGAZIN.de): Die Briefmarke stellt ein kleines Inhaberpapier nach § 807 BGB dar und wird auch Post-Wertzeichen genannt. Es dient dem Bezahlen der Postgebühren in Höhe ihres Nennwertes.

Was bei manchen Leuten die Frage aufwirft, ob man Briefmarken als Zahlungsmittel verwenden kann... Zwinkernd

Quelle: Brigitta Möllermann, HESSENMAGAZIN.de