Das Wasserwerk Hattersheim wird reaktiviert

Freitag, den 09. April 2021 um 06:05 Uhr Gut zu wissen - Lebenselixier Wasser
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Plakat gegen die Wasserlieferung (c) Schutzgemeinschaft Vogelsberg[Frankfurt / Vogelsberg] 2011 hatte es der Betreiber, die Hessenwasser GmbH, noch auf der Stilllegungsliste stehen. Jetzt wird das Wasserwerk technisch fit gemacht und für die Trinkwasserversorgung in Frankfurt aktiviert. Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg, die gegen die übermäßige Wasserlieferung ins Rhein-Main-Gebiet kämpft, sieht darin einen Erfolg auf dem Weg zur stärkeren Eigenversorgung Frankfurts.

Für den Regelbetrieb soll in Hattersheim allerdings nur die Sauganlage des ehemaligen Großwasserwerks mit einer Leistung von 6 bis 7 Mio. m³ pro Jahr wieder ans Netz gehen. Ein Grund hierfür ist sicherlich der recht hohe Grundwasserspiegel, wie er in Frankfurt oft anzutreffen ist. In Hattersheim steht das Grundwasser schon 10 Meter unter der Oberfläche.

Außerdem wurden die entsprechenden technischen Anlagen seit 2002 im Stand-By-Modus gehalten. Auch wenn sich dies zunächst positiv anhört, wäre noch weitaus mehr möglich, denn in Hattersheim stand früher bei einer Förderung von 16 bis 17 MillionenKubikmeter Wasser pro Jahr eines der größten Wasserwerke des Rhein-Main-Gebietes. Diese Menge entspricht ungefähr dem gesamten Wasser, das die Oberhessischen Versorgungsbetriebe (OVAG) gegenwärtig aus all ihren Fernwasserwerken jährlich nach Rhein-Main verkauft.

Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg, die sich seit über drei Jahrzehnten für eine Verringerung des Wasserexports in das Rhein-Main-Gebiet stark macht, freut sich über diesen ersten Schritt, der deutlich macht, dass die Verantwortlichen mittlerweile etwas verstanden haben: In Zeiten des Klimawandels kann es „ein weiter so“ nicht mehr geben.

Durch die Eigenförderung mit dem Brunnen Hattersheim werden die klimagestressten Fernwasserbrunnen im Vogelsberg (Schotten-Rainrod 3,5 Mio. m³ / Jahr) und im Burgwald (Wohratal 2 Mio. m³ / Jahr) erheblich entlastet. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Planung des Wasserverbandes Kinzig, der ebenfalls zur Eigenversorgung von Frankfurt beiträgt. Dieser will in ca. vier Jahren zusätzlich einige Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr direkt aus dem Kinzigstausee gewinnen, ohne dabei das Grundwasser zu belasten.

Rechnet man noch die Aktivierungspotentiale von kleinen Stadtteil-Wasserwerken wie Bergen-Enkheim und die Versorgungspotentiale mit Nicht-Trinkwasser dazu, könnte Frankfurt seine aktuelle Eigenversorgung stufenweise um ca. 20 bis 25 Mio. m³ pro Jahr aufstocken. In Zeiten unsicherer Grundwasserneubildung wäre dies ein wichtiger Beitrag zur Absicherung der Frankfurter Daseinsvorsorge.

Jetzt ist die neue Frankfurter Stadtregierung gefordert, konsequent ein Versorgungskonzept umzusetzen, mit dem so schnell wie möglich alle Potentiale einer Eigenversorgung ausgeschöpft werden. Die wesentlichen, konkreten Maßnahmen dafür hat die SGV der Politik in den letzten beiden Jahrzehnten wiederholt angetragen und in ihrer Dokumentation im Januar 2020 noch einmal ausführlich begründet.

Der Magistrat und das frisch gewählte Stadtparlament haben die Chance, Frankfurt in Sachen Klimaanpassung mit der Wasserwirtschaft zu einer internationalen Vorzeigestadt zu machen. Die SGV trägt nach wie vor gerne ihren Teil dazu bei und bietet ihre Zusammenarbeit an.

Quelle und mehr: Schutzgemeinschaft Vogelsberg, www.sgv-ev.de

Oberhessische Versorgungsbetriebe AG