Sorglose Wasserverschwendung bei GRÜN trotz Klimawandel?

Montag, den 21. Dezember 2020 um 11:08 Uhr Gut zu wissen - Lebenselixier Wasser
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Symbolbild: Wasserführender Bach im Wald (c) HESSENMAGAZIN.de[Vogelsberg und Burgwald] Schon seit Wochen bewirbt der Kommunale Energieversorger, die Oberhessische Versorgungsgesellschaft (OVAG) ihre 'Wasserampel' in der Öffentlichkeit. Angeblich soll ab 2021 die aktuelle Ampelfarbe den OVAG-Kunden signalisieren können, ob in den jeweiligen drei Folgemonaten genügend Grundwasser für einen uneingeschränkten Verbrauch zur Verfügung stehen wird.

Die Schutzgemeinschaft Vogelsberg (SGV) und die Aktionsgemeinschaft „Rettet den Burgwald“ (AG Burgwald) haben das Vorhaben eingehend fachlich geprüft und ihre Beurteilung an die OVAG sowie die Aufsichtsbehörden geschickt.

Das Ergebnis: Wer in diesen Zeiten einer katastrophal abnehmenden Grundwasserneubildung eine selbstkonstruierte 'Verfügbarkeitsampel' auf 'GRÜN' stellt, gefährdet grob fahrlässig die Grundwasservorräte. Denn mit 'GRÜN' würden Verbraucher wie z.B. jene, die in Frankfurt das Vogelsberg- und Burgwaldwasser sogar in extremen Trockenperioden für die Grünbewässerung missbrauchen, mit großer Sicherheit 'freie Fahrt für eine ungehemmte Wasserverschwendung' verbinden.

Eine solch grüne Ampel darf es daher keinesfalls geben. Ganz im Gegenteil muss so viel wie möglich Grundwasser im Boden gelassen und dort bevorratet werden. Darin sind sich SGV und AG Burgwald u.a. mit den Wissenschaftlern des Potsdam-Klima-Instituts einig.

"Niemand kann voraussagen, ob und wann sich die abgesunkenen Grundwasservorräte wieder auffüllen oder wann sie erneut sinken werden", gibt Cécile Hahn, Vorsitzende der SGV zu bedenken. "Auf ausreichend Regen oder Schnee zu hoffen, ist im Klimawandel schlicht naiv. Dagegen brauchen wir dringend neue Strukturen in der Wasserversorgung, weil mit den aktuellen Versorgungssystemen das notwendige Einsparen von Trinkwasser nicht funktioniert."

Ein weiteres Ergebnis der Prüfung ist, dass die OVAG als Fernwasser-Dienstleistungsunternehmen, das mit Grundwassergewinnung und Wasserhandel Geld verdient, keineswegs darüber bestimmen darf, ob eine ausreichende Grundwasserverfügbarkeit gegeben ist.

Es ist auch in Hessen eine hoheitliche Aufgabe der Behörden, über das Grundwasser, das die Grundlage der Daseinsvorsorge für Mensch und Natur ist, zu wachen, und über notwendige Beschränkungen der Fördermengen der OVAG zu befinden. Angesichts der letzten Trockenjahre müssten die Behörden die Kommunen sehr viel konsequenter als bisher dazu anhalten, weniger Fernwasser zu verbrauchen.

"Es ist uns völlig unverständlich, dass die Regierungspräsidien der OVAG nicht schon längst klargemacht haben, dass die betriebseigene Wasserampel auf keinen Fall ein Maßstab für den Verbrauch von Grundwasser sein kann," betont Cécile Hahn. "Diese unbequeme Wahrheit auszusprechen, bleibt mal wieder unseren beiden Verbänden überlassen!"

Beide Organisationen (SGV und AG "Rettet den Burgwald") hegen den Verdacht, dass die OVAG versuchen wird, die Ampel so oft wie nur irgend möglich auf 'GRÜN' und möglichst nicht auf 'ROT' zu stellen – ganz im Sinne des Rhein-Main-Gebietes, wo 500.000 Menschen neu angesiedelt werden sollen.

"Damit sollen wohl in den Gewinnungsgebieten die berechtigten Sorgen um die Grundwasservorräte beschwichtigt und der Wasserverkauf hochgehalten werden," sagt Dr. Anne Archinal, Vorsitzende der AG „Rettet den Burgwald“. "Mit ihrer Ampel will die OVAG anscheinend einen Vorwand liefern, trotz fehlender Rechtsgrundlage und Klimawandel mehr Grundwasser aus der Burgwaldregion zu schicken."

"Die OVAG hat im letzten Jahr selbst festgestellt, dass ein trockener Winter 2020 / 2021 das Vogelsberger Grundwasser so hart treffen würde, dass es dort im Sommer weniger zu holen gäbe. Dann sollen wohl die Brunnen im Wohratal und in Stadtallendorf stärker ausgebeutet werden. Obwohl auch dort die Grundwasserneubildung immer schlechter wird, die Brunnen in Stadtallendorf Qualitätsprobleme haben und Marburg künftig wesentlich mehr Wasser u.a. für die Biontech-Impfstoffproduktion beziehen will."

Konflikt um die OVAG-Wasserampel vermeidbar

Um mögliche Wassernotstände in den Landkreisen ihrer Eigner (Wetterau, Vogelsberg und Gießen) und einen Wassermangel im Naturraum dauerhaft zu vermeiden, müsste die OVAG lediglich den Export von heimischem Grundwasser nach Rhein-Main entsprechend reduzieren und auf Teile der Verkaufsgewinne verzichten. Damit könnte sie auch auf den Zukauf von Grundwasser aus der Burgwaldregion verzichten.

Dies ist ohne weiteres möglich, da z.B. Frankfurt, das durch den Import von Vogelsberg- und Burgwaldwasser lukrative Einnahmen erzielt, seine Eigenversorgung erheblich steigern könnte. Auch juristisch wäre das wohl kein Problem: mit dem Kappen ihrer Wasserlieferungen in den Main-Kinzig-Kreis hat die OVAG genau das unlängst bewiesen.

Vielleicht will die OVAG mit der Einführung ihrer Ampel darüber hinwegtäuschen, dass sie schon seit Jahren ihren wasserrechtlichen Auflagen für ein Einsparen des geförderten Wassers nicht nachkommt. Die SGV und die AG Burgwald haben ihr schon mehrfach, auch jüngst entlang des neuen hessischen Leitbildes für ein integriertes Wassermanagement, eine entsprechende fachliche Zusammenarbeit angeboten. Doch OVAG-Vorstand Joachim Arnold hat eine solche Kooperation als 'nicht erwünscht' zurückgewiesen.

Dabei wäre es für die OVAG relativ einfach, ein konsequentes Sparprogramm für eine rationelle Wasserverwendung aufzulegen – schließlich hat sie solche Maßnahmen in der Vergangenheit sogar finanziell gefördert. Und sie könnte Transparenz über die Grundwasserstände in ihren Wasserwerken zu schaffen, wenn sie diese fortlaufend veröffentlichen würde.

Die OVAG-Wasserampel, die nach nicht nachvollziehbaren Kriterien geschaltet wird, ist dafür jedenfalls ungeeignet!

Quelle Text: Cécile Hahn Vorsitzende SGV und Dr. Anne Archinal, Vorsitzende AG Burgwald