Herbsteiner Koppelhut - Exkursion des BUND Vogelsberg

Dienstag, den 18. August 2020 um 09:51 Uhr VB - Der Vogelsberg ist Kult
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Teiche der Herbsteiner Koppelhut (c) BUND Vogelsberg / Philipp Balles
Teiche der Herbsteiner Koppelhut (c) BUND Vogelsberg / Philipp Balles

[Vogelsberg] Vor kurzem besichtigte eine 14-köpfige Gruppe des BUND Vogelsberg (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) eine faszinierende „Wasserlandschaft“ in der Gemarkung Herbstein, die unter der Bezeichnung „Herbsteiner Koppelhut“ bekannt ist. Dittmar Oefner, Förster und Stadtrat aus Herbstein, hatte sich als federführender Mitinitiator dieser großflächigen Biotoplandschaft bereit erklärt, die Gruppe zu führen und zu informieren.

Die Bezeichnung geht auf die frühere Nutzung des Geländes zurück. Denn bis in den 1950er Jahren wurde hier auf den gemeindeeigenen Flächen Vieh gehütet. Nachdem das durch Veränderungen der Landwirtschaftsstrukturen an Bedeutung verlor, wurde das Gelände forstwirtschaftlich genutzt. Dem damaligen Zeitgeist folgend wurden die 21 Hektar weitestgehend mit Fichte aufgeforstet.

Die Stürme Wiebke (1990) und Kyrill (2007) vernichteten den Fichtenbestand fast vollständig. Die so entstandene „Freifläche“ erfuhr im Laufe der letzten Jahre nach und nach eine Umnutzung. Durch die gelungene Kooperation zwischen der Stadt Herbstein, dem ortsansässigen Vogel- und Naturschutzverein und der Unteren Naturschutzbehörde des Vogelsbergkreises entstand eine Vielzahl verschiedener Wasserflächen, die durch ein Quellgebiet, aber natürlich auch durch „Oberflächenwasser“ gespeist wird.

Oefner führte aus, dass bei der Ausgestaltung der Teichflächen durch das Tiefbauunternehmen Wolfgang Schleich aus Gedern naturschutzfachlicher Sachverstand die Regie führte. So entstand in der Herbsteiner Koppelhut im Laufe der letzten Jahre ein Mosaik von Teichen unterschiedlichster Größe und auch Wassertiefen. Die ausgedehnte „Wasserlandschaft“ umfasst mittlerweile ein Gebiet von ca. 5 ha und dient vor allem zwei großen Zielen: Artenvielfalt (Biodiversität) zu erzeugen und der Wasserrückhaltung im Wald.

In der sommerlichen Hitze konnte sich die BUND-Gruppe davon überzeugen, wie wichtig gerade in Zeiten weniger oder fehlender Niederschläge ein solches Teichsystem im Wald ist. Das oft zu beobachtende Baumsterben aufgrund zu geringer Regenmengen macht die Notwendigkeit der Wasserspeicherung im Wald nur allzu deutlich. In der Koppelhut wird dagegen das Oberflächenwasser von ca. 90 ha Wald auf die Fläche geleitet.

Ein Paradies für Vögel, Amphibien und Insekten

Wie wichtig Waldgebiete zudem als Schattenspender sind, wurde bei den heißen Temperaturen schnell jedem klar. Der Gang durch das Biotopgebiet wurde hin und wieder durch das Quaken von Fröschen begleitet. Oefner wies darauf hin, dass im Frühling hier sogar regelrechte Froschkonzerte erlebbar sind. Der Besatz mit Kleinfischen in einigen Teichen (Moderlieschen, Bitterling, Rotauge, Ukelei, Teichmuschel) wertet den Lebensraum unter Wasser auf und bietet Nahrung für Eisvogel, Graureiher und Schwarzstorch. Auch der seltene Neuntöter ist in der Koppelhut anzutreffen. Die Errichtung von Kleinstrukturen wie Steinhaufen und das Platzieren von Wurzeln und Totholz fördert darüber hinaus den Artenreichtum.

Fazit

Exkursion des BUND auf der Koppelhut (c)  BUND Vogelsberg / Philipp Balles
Exkursion des BUND auf der Koppelhut (c)  BUND Vogelsberg / Philipp Balles

Alles in allem zeigte sich die BUND-Gruppe dankbar und erfreut über die fachkundigen Erläuterungen durch Dittmar Oefner. Auch wenn es sich bei der Herbsteiner Koppelhut um ein von Menschenhand geschaffenes Gebiet handelt, ist festzuhalten, dass es hier in hervorragender Weise gelungen ist, einen Biotopverbund zu schaffen, der in beispielgebender Form der Biodiversität und der Wasserspeicherung im Wald gleichermaßen dient.

„Dem Frosch ist es egal, ob er eine schöne Aussicht hat. Die Lebensbedingungen müssen stimmen. Es kommt darauf an, Lebensräume zu schaffen“ – so Dittmar Oefner. Dem konnte die BUND-Gruppe nur zustimmen. Naturflächen sind – gerade in heutiger Zeit – nur noch äußerst selten unberührt. Weitaus häufiger ist, dass der Mensch auch in die Gestaltung von Naturflächen eingegriffen hat, so dass der Begriff Kulturlandschaft angebracht ist.

Bei allen Eingriffen in die Natur sollte man bedenken, dass die Natur den Menschen eigentlich nicht braucht, wohl aber der Mensch die Natur. Die Herbsteiner Koppelhut ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. In Bälde wird im „Eingangsbereich“ eine Info-Tafel vorzufinden sein, die die wichtigsten Infos zum Biotop sowie Verhaltenshinweise enthält. Schließlich soll die „Wasserlandschaft“ für viele, viele Jahre sowohl Flora und Fauna, als auch dem menschlichen Besucher dienlich sein.

Quelle: BUND Kreisverband Vogelsberg