Wein - eine Wissenschaft für sich

Dienstag, den 01. Februar 2011 um 22:48 Uhr Das leibliche Wohl - Wein, Bier & Getränke - kühl oder heiß
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Weinfaesser (c) Vdegroot / WikipediaIn vino veritas - im Wein liegt Wahrheit

Strenge Regeln und eine jahrtausendealte Tradition adeln unsere bis heute dauernde abendländische Weinkultur. So dürfen lediglich rein aus Weintrauben hergestellte Getränke die Bezeichnung Wein tragen, zudem müssen sie wenigstens 8,5 % Vol. Alkohol enthalten. Sobald Wein verdünnt oder gemischt wird, ändert sich neben dem Geschmack auch sein Name: er heißt dann "Schorle" oder "Gespritzter". Zu etwas Feinerem wird er, wenn er durch den Zusatz von Kohlensäure im Glas "perlt". Dann nennt man ihn Schaumwein, Sekt oder Champagner und stößt mit ihm zu besonderen Gelegenheiten an. Eine noble Aura umgibt den edlen Tropfen und macht ihn seit jeher zu einem besonderen Getränk.

Aus dem Saft anderer Früchte oder Honig (Met) kann ebenfalls Wein hergestellt werden, dieser muss aber einen Zusatz im Namen tragen, beispielsweise Apfel- oder Holunder-Wein. Neuen Wein in der Gärungsphase serviert man als "Federweißer" - im Gegensatz zu jungem Wein, der einen anderen Reifegrad hat als alter, länger gelagerter Wein.

Als begehrtes Getränk wurde Wein bereits in der Antike angebaut. Die Mythologie bediente sich seiner und widmete ihm Götter wie Dionysos für die Griechen und Bacchus für die Römer. Die berauschende Wirkung des Weines inspirierte nicht nur Künstler wie Michelangelo sondern auch andere Menschen, kultische Feste und Gelage auszurichten. So gaben die vorchristlichen Griechen mit religiösen Umzügen und "berauschenden" Festspielen Dionysos acht Tage lang die Ehre. Selbst aus der Bibel wäre der Wein nicht wegzudenken.

Das Getränk der Götter und der Reichen

Die Mittelmeerländer gelten als klassische Weinlieferanten. Schon das alte Ägypten importierte das Getränk für die Oberschicht aus Syrien und Palästina. In Grabkammern fand man als Beweis mehrere tausend Jahre alte Gefäße mit entsprechenden Inhalten. Da zwischen Griechenland und Ägypten rege gehandelt wurde, hatten die Leute am Nil bald den Bogen raus und bauten dort sowie in der Oase Bahrya ihren eigenen Wein an.

Lange war es ein Privileg, über einen eigenen Weinkeller zu verfügen. Die herrschende Klasse entlohnte ihre Handwerker, Soldaten und Priester oft mit Krügen voller Wein - sicher eine gern entgegen genommene, besonders geschätzte Bezahlung, da der Durchschnittshaushalt nur Bier herstellen konnte.

Vom Kirchenfenster, dem Kleid und einer Blume

Im Laufe der vergangenen Jahrhunderte entwickelte sich eine eigene Fachsprache zwischen Winzern, Weinhändlern und den Genießern. Z. B. bedeutet "sauber" in der Regel nur, dass der Inhalt einer Flasche mit ausgeprägten Merkmalen in der Summe seiner Duft- und Geschmacksstoffe (Bukett) fehlerfrei ist und weder fade noch zu "grasig" schmeckt. Negativ wäre "schal" und auf jeden Fall das Gegenteil von "duftig" oder "blumig". Schlieren, die ein geschwenkter Wein im Glas hinterlässt, werden als "Tränen" oder "Kirchenfenster" bezeichnet. Und vom Erscheinungsbild des Weines inklusive seiner Farbe spricht man, wenn man das "Kleid" erwähnt.

Einen "Sommelier" z. B. kann man heute als geschulten Weinberater antreffen. Er kümmert sich um "passenden" Wein in der richtigen "Reife" zum Essen und um die korrekte Lagerung eines Sortimentes im professionellen Bereich. Oft ist neben seinem feinen Gaumen großer Sachverstand vonnöten, um den Geschmack der einzelnen Weine für Gäste oder Kunden zu beschreiben. Er vergleicht mit Gewürzen oder fruchtigem Obst, Inhalte von Flaschen sind dann "gefällig" - das heißt, weder "ölig" noch "fleischig". Und um Farbe, Geruch und Geschmack zu präzisieren, verwendet er Analogien und Bilder aus der Alltagssprache. Was ein Spezialist allerdings im Zusammenhang mit Wein mit "üppig" oder "mager" meint, versteht nicht jeder gleich auf Anhieb.

Es lebe der Unterschied

Die unterste Stufe erfüllt der so genannte Tafelwein. Ein "Deutscher Wein ohne Herkunftsbezeichnung" gilt zwar unter Kennern als "belanglos", weil er keiner amtlichen Prüfung unterzogen wird, trotzdem kann er von hoher Qualität aus einer guten "Lage" sein. Und wer jetzt noch meint, ein "Methusalem" wäre alt, sollte wissen, dass das lediglich die Bezeichnung für eine sechs Liter Weinflasche darstellt. "Nebukadnezar" dagegen weist den 20-fachen Inhalt mit insgesamt 15 Litern Wein auf.