Von Blumen und Bienen, Hummeln und anderen Nützlingen

Montag, den 26. August 2019 um 13:02 Uhr Vogelsberger Natur - Vogelsbergarten Ulrichstein
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 Ernst Happel und Richard Golle (v.l.): Gemeinsam gegen das Artensterben (c) Brigitta Möllermann
Ernst Happel und Richard Golle (v.l.): Gemeinsam gegen das Artensterben (c) Brigitta Möllermann

Der Sommer 2019 im Vogelsberggarten

[Ulrichstein / Vogelsberg] Ein Großteil unserer Wildbienen, Schmetterlinge und Nachtfalter sowie Schwebfliegen ist seit 1982 verschwunden. Aus diesem Grund warnen Naturschützer und das Umweltministerium eindringlich, sich bei der notwendigen Bestäubung von Pflanzen ausschließlich auf den Wind oder die Honigbienen von Imkern zu verlassen. Wild lebende Insekten bewirken mit ihren Blütenbesuchen teilweise noch mehr. Es gibt sogar Pflanzen, die benötigen speziell die Bestäubung durch Mücken, Fliegen, Käfer oder Ameisen.

Viele der lediglich 20 bis 30 Millimeter großen Wildbienen nisten alleine ohne Staatenbildung im Boden und in Erdwällen. Die Nachkommenschaft wird als einzelne Eier mit einem Futtervorrat versorgt und bis zum Schlüpfen im Jahr darauf mit Nektar und Pollen verklebt. Dafür sucht die Wildbiene mehr als 50 Mal die nähere Umgebung ab.

Jeden Tag seines nur vier bis achtwöchigen Lebens baut das rund 1 Gramm leichte Insekt einen Brutplatz für die nachfolgende Generation. In diesem Zusammenhang erscheint der Vogelsberggarten am Ulrichsteiner Schlossberg wie eine paradiesische Insel. Auf seinem Gelände und im Bauerngarten summt und brummt es während des ganzen Sommers hörbar: Auf allen Blüten sind die Bienen, Falter und Co. ungestört zu Besuch.

Vielfalt im Bienenweidenbeet (c) Brigitta Möllermann
Vielfalt im Bienenweidenbeet (c) Brigitta Möllermann

Wertvolle Tipps aus dem Vogelsberggarten

Ernst Happel, der Begründer des Gartens, sowie der heutige Betreiber Richard Golle, sind sich einig, dass neben den Führungen auf dem Gelände wichtige Informationen weitergegeben werden sollten: "Rund 80 Prozent unserer Wild- und Kulturpflanzen sind auf Fremdbestäubung angewiesen. Ohne diese könnten Obst, Gemüse, Blumen - z. B. Arnika und Lavendel - Kräuter und Nutzpflanzen für Öl, wie Sonnenblumen und Raps, keine Früchte und Samen bilden. Bei Knoblauch beispielsweise wirkt die Bestäubung ertragssteigernd. Getreide wird allerdings zum Großteil vom Wind bestäubt."

Eine Raupe des Nachtfalters 'Brauner Bär' auf des Gärtners Hand (c) Brigitta MöllermannPrivate Maßnahmen helfen, die Insekten-Population zu retten

Aktiv Artenschutz betreiben kann man in jedem Garten. Da viele Insekten von April bis Oktober im Freien nach Nahrung suchen, ist es zweckmäßig, in der ganzen Zeit blühende Tracht-Pflanzen als Futter anzubieten. Doch nicht jede hält genügend Nektar für blütenbestäubende Insekten bereit. Außerdem brauchen Schmetterlinge, Schwebfliegen, Raupen unterschiedliche Futterpflanzen. Eine große Vielfalt an Gewächsen ist daher für Insekten sehr wichtig, die auch als "bienenfreundlich" markiert in Gartenmärkten zu bekommen sind. Damit ist es möglich, das Nahrungsangebot in der Natur zu ergänzen.

Wildbienen brauchen Nektar und Pollen im Radius von wenigen hundert Metern

Blühende Pracht im Bauerngarten (c) Brigitta Möllermann
Blühender Bauerngarten (c) Brigitta Möllermann
Trachtpflanzen im Frühjahr - Blütenpracht bis in den Herbst
ErnstBeratung - Anzucht - Aussaat - Ernst Happel (links) und Richard Golle arbeiten Hand in Hand (c) Brigitta Möllermann
Beratung - Anzucht - Aussaat: Ernst Happel (links) und Richard Golle arbeiten Hand in Hand (c) Brigitta Möllermann

Unterschiedliche Bedingungen - verschiedene Böden

Für ein optimales Pflanzenwachstum braucht es einen guten Boden, landläufig auch Erde genannt. Er muss locker und nicht überdüngt sein. Und in der "fruchtbaren" Humusschicht von 10 bis 30 cm sollten viele Bodenorganismen leben, damit die Pflanzen gedeihen können. Regenwürmer und Tausendfüßler lockern den Boden und verwandeln trockenes Laub und Holz zu Humus.

Von der Zusammensetzung mit Sand, Lehm oder Ton sowie der Körnung hängt der Erfolg des Pflanzenwachstums ab, ebenso vom pH-Wert. Saurer Boden hat einen niedrigen Wert zwischen 4 und 6, neutraler Boden zwischen 6,5 und 7,5. Dagegen liegt basischer bzw. alkalischer Boden mit viel Kalk zwischen 8 und 10. Den pH-Wert des Bodens kann man mit Teststreifen aus dem Gartencenter bestimmen.

Öko-Tipps

 Juli -Verblühte Akeleistängel hängen
Reifer Samen von Wiesenpippau (c) Brigitta Möllermann
Links: Verblühte Akeleistängel hängen seit Juli "kopfüber" zum Trocknen am Zaun - Rechts: Reifer Samen vom Wiesenpippau (c) Brigitta Möllermann

Überwinterungshilfen neben dem üblichen "Insektenhotel"

Verblühte Stauden lässt man am besten stehen, damit in den hohlen Stängeln so manche "Puppe" schlafen kann. Die restlichen Samen im Garten bilden in der kalten Jahreszeit idealerweise Futter für Vögel, ebenso wie die allerletzten Beeren am Strauch.

Die beiden engagierten Naturschützer Happel und Golle ergänzen zum Schluss noch: "Man muss vor Wildbienen keine Angst haben, sie ist nicht aggressiv, da sie kein Volk zu verteidigen haben. Sie stechen uns Menschen normalerweise nicht, ihr Rüssel ist dafür viel zu kurz und eigentlich zu weich, um unsere Haut zu durchdringen."

Quelle: Brigitta Möllermann

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